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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 3.1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.1196#0397
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Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

Unter Mitwirkung von

Jmnftblatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien

herausgegeben von Dr. F, Eggers in Berlin.

JW15.

Sonnabend, den 6. November.

1852.

Die diesjährige Berliner Kunstausstellung.

(Fortsetzung.)

Landschaften: Max Schmidt. — W. Schirmer. — Aug. Kopisch. — Mantel.
— Achille Benouvtlle.

Un

Jnter den jüngeren Griechenland-Malern verdient Max
Schmidt seines regsamen Slrebens und besten Wollens wegen
vor Anderen genannt zu werden. Die von ihm auf der letzten
Reise gesammelten Studien, von denen im vorigen Jahrgange
dieses Blattes1) specieller die Rede war, gaben ihm vermuth-
lich den Stoff zu den ausgestellten Bildern. In vier cyklisch
zusammenhängenden Darstellungen versuchte der Künstler die
vier Tageszeiten „Morgen" — „Mittag" — „Abend" — „Nacht"
zu charakterisiren. So sinnig auch dieser Gedanke ist, so
schwierig scheint uns die Ausführung desselben. Während wir
in der sich allmählig verändernden Natur unbewusst aus der
morgenlichen Stimmung sanft hinübergefühlt werden in die Poe-
sie des nächtlichen Scheines, so stehen dagegen im Bilde
die vier Hauptmomente ohne die sie verbindenden Uebergänge
ziemlich schroff gegeneinander. Jedes Bild, gleichsam durch
den Rahmen auch innerlich von dem anderen getrennt, bildet
ein für sich selbständiges Ganzes. Jedes nimmt die volle Auf-
merksamkeit des Beschauers dermaassen in Anspruch, dass der
— durch die cyklische Zusammenstellung beabsichtigte (?)—
Gesammleindruck, den eine sanft nüancirentle Tagweite auf uns
auszuüben im Stande ist, verloren geht. Wir haben demnach
nicht sowohl das Ganze, als vielmehr jedes Einzelne für sich
zu betrachten. Fassen wir indess zusammen, wodurch sich fast
sämmtliche Bilder von M. Schmidt auszeichnen, so ist dies ein
wahrhaft künstlerisches Streben nach reiner, schöner Form;
ferner ein tieferes Eingehen in den organischen Zusammenhang
der Erscheinungen, welches dann wiederum eine mehr detailli-
rende als verallgemeinernde Darstellungsweise zur Folge hat.
Sowohl im Ganzen wie im Einzelnen zeigt sich der mit feinem
Gefühl für das Charakteristische begabte sichere und correcle
Zeichner, dem es um ein klares Verständniss dessen, was er
darstellen will, zu thun ist. Weniger sicher erscheint dagegen
die Farbe behandelt. Die Materie derselben spielt noch hier
und da eine zu wesentliche Rolle, als dass wir sie über den

1) Siehe Holhein-Jahrgang (1851) Wo. 50.
In. Jahrgang.

Reiz der Naturwahrheit im Bilde vergessen könnten. Häufig
fehlt es besonders den Schattentönen an einer gewissen luftigen
Leichtigkeit, während die Fernen nicht selten schwer und fest
im Horizont lasten. Dies beeinträchtigt denn die Tolahvirkung
um so mehr, als dagegen die Lüfte und vorzugsweise die Lichl-
parthien mit grosser Zartheit in Form und Farbe durchgeführt .
sind. Alle diese berührten Vorzüge und Mängel finden sich in
fühlbarer Weise in dem sonst trefflich gezeichneten und in den
Grundlinien der Composilion ausgezeichneten „Mittag", der, bei
aller beabsichtigten Wärme, dennoch durch etwas zu braune,
luftlose Schatten, kalt und schwärzlich erscheint. Ebenso wäre
der „Nacht" bei der überaus strengen Zeichnung wohl etwas
mehr Klarheit im Vorgrunde zu wünschen gewesen, wogegen
hier wiederum der vom Mondlicht durchflimmerte Horizont äus-
serst fein gefühlt und dargestellt ist. Zumeist harmonisch und
daher höchst wohllhuend wirkt der „Abend": Die einfachen
aber schwungvollen Linien des nur leicht beschatteten Vorgrun-
des; die sich weithin erstreckende, sanft wallende Meeresfläche,
wrelche die zerstreut liegenden Felsblöcke plätschernd umspielt;
die den Horizont begrenzenden, von der untergehenden Sonne
gefärbten Höhenzüge; der ernst durchglühte abendliche Him-
mel; ja selbst die im antiken Costiim erscheinende Staffage —
Alles dies zusammengenommen stimmt innerlich beruhigend und
heiter, während bei längerer Betrachtung des Bildes die so ge-
schilderte Natur in ihrer edelen Plastik als wahr und zugleich
schön in einer den Geist erhebenden Weise zur Geltung kommt.
— Von den kleineren Darstellungen des Künstlers fiel uns be-
sonders vortheilhaft der „Abend im Gebirge. Aus den Seeal-
pen." auf, da es sowohl in der Zeichnung wie auch in der
Lichlwirkung ähnliche Vorzüge in sich vereinigt wie das letz-
tere, und demnach nicht weniger überzeugend wirkt wie jenes.
In dem „Blick von Corfu nach Albanien" herrscht indess die
bereits oben berührte Schwere und Unklarheit in den Tönen so
überwiegend vor, dass — abgesehen von der auch hier zu rüh-
menden feinen Zeichnung und der erstrebten Schönheit in den
Grundlinien — das Element des Lichtes nicht zu der vollgül-
tigen naturgemässen Erscheinung kommt, wie dies in den bei-
den vorher erwähnten Bildern der Fall ist.

Von italienischen Landschaften fesselt uns zunächst ein Bild
von W. Schirm er in Düsseldorf, das, in ziemlichen Dimen-
sionen ausgeführt, eine Ansicht des „Klosters Sancta Schola-
stika bei Subiaco" zum Gegenstande hat. Schirmer strebt vor
Allem danach, der landschaftlichen Natur eine plastische Seite

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