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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0082
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Neunter

Jahrgang.


Redigirt von Friedrich Eggers in Berlin.

Zur Geschichte des Emails.
Erster Artikel.
keclierclis sur 1a peivturs en Lmail äavs l'untikzuitö et au moz'eu
aF6 xar llul68 I^adarts. I>ari8 1856. (239 S. in 4°., nebst
einem Umrißblatte und 8 Tafeln in farbiger Lithographie.)
Im I. 1847 war von dem Verfasser des vorstehend
genannten Werkes eine Beschreibung der reichhaltigen Kunst-
schätze, aus denen die Sammlung Debruge-Dumenil be-
stand, erschienen. ^ Die Gegenstände dieser Sammlung
gehörten vorzugsweise den Zweigen der dekorativen Kunst
an, denen des künstlerischen Luxus, des edleren Kunsthand-
werkes; der Beschreibung war eine historische Einleitung
vorangeschickt, welche die Entwickelungsgeschichte sämmtlicher
Kunstgattungen in übersichtlicher Weise behandelte. Das
ganze Buch zählt 858 Seiten in groß 8., die Einleitung
408. Die Arbeit kam dem allgemeinen Begehren so för-
derlich entgegen, daß die Auflage in wenigen Jahren ver-
griffen war und ein neuer Abdruck verlangt wurde. Statt
jedoch einen solchen zu veranstalten, entschloß sich der Ver-
fasser, nachdem die Sammlung inzwischen verkauft war, die
Einleitung zu einem selbständigen Werke, welches den Fort-
schritten der Wissenschaft und seinen eignen, mit Eifer
und Erfolg fortgesetzten Studien entspräche, umzuarbeiten.
Dies Werk wird den Titel einer „Histoire äe8 arts in-
äu8tiiel8 au et a l'e^o^ue äe la reuai^auee"
führen; das in der Überschrift genannte ist ein Vorläufer
desselben. Es giebt den in sich abgeschlossenen ersten Ab-
schnitt der Geschichte der Emailmalerei, eine Darlegung
ihrer Entwickelungsverhältniffe bis zu dem Punkte, wo an
die Stelle einer nur handwerksmäßigen Behandlung eine
freiere und eigentlich künstlerische tritt.
Wir begrüßen diese Arbeit mit lebhaftem Interesse.
Sie beruht auf einer strengen und umfassenden kritischen
Forschung, die, eben so sehr den schriftlichen Quellen wie
den Denkmälern zugewandt, das Alter, die Heimat, den
Gang und die Richtungen jener Technik soweit festzustellen
sucht, als es gegenwärtig möglich zu sein scheint. Die
Neigung der französischen Archäologen, fast alles Wichtigere
derselben für ihr Land und ihr Volk in Anspruch zu nehmen,
die Existenz der Emailmalerei im klassischen und vorklassi-
schen Alterthum zu läugnen, die Erfindung ausschließlich
ihren Vorfahren zuzuschreiben, die ausgedehnte Produktion
* I)686riptioQ äe.8 objet8 ä'art composcnt 1a collectlon
vodl'UAe-vulnenll, prcceäse ck'uiis Introäuction lli3toriHU6.
Deutsches Kunstblatt. 1858.

der mittelalterlichen Zeit wesentlich als von Frankreich aus-
gegangen darzustellen, beirrt ihn nicht. Er hat einen freie-
ren, universellen Standpunkt. „Die nationale Eigenliebe
(so sagt er) muß der überzeugenden Thatsache weichen; der
Geschichtschreiber ist seinen Lesern vor Allem Wahrheit
schuldig." So ist sein Standpunkt namentlich dem des
Grafen L. de Laborde entgegengesetzt, der in seinem
sonst so verdienstlichen gelehrten Kataloge der großen Email-
lensammlung des Louvre jene einseitige Ausfassung vor-
zugsweise vertrat. *
Hr. Labarte beschränkt seine Forschungen über Email-
malerei (wie Hr. de Laborde u. A.) auf die Anwen-
dung enkaustischer Farben auf Metall. Nach seiner sehr
einsichtigen Darstellung unterscheiden sich drei Hauptgat-
tungen dieser Technik: 1) die der inkrustirten oder durch
Inkrustation erzeugten Emaillen, d. h. solcher, bei denen
die Farben, fast durchgängig von Metallrändern umfaßt,
das Verhältniß eines musivischen Auftrages haben; 2)
die der Relief-Emaillen, bei denen die Darstellung auf
dem Metallgrunde in leisem Relief gearbeitet und dann mit
durchsichtigen Emailfarben überzogen ist; 3) die der eigent-
lichen Maler-Emaillen, die, unmittelbar auf dem Metall-
grunde oder auf einer Email-Unterlage, in einer durch-
* Dies war namentlich in der ersten Auflage der Notice äe8
Lmaux 6XP0863 äan3 Ie8 Aalsrieo äu wu8ee äu l-ouvre vom I. 1852
der Fall, über welche ich im Deutschen Kunstblatt 1853, Nr. 4 f. (Kl.
Schriften u. Studien zur Kunstgesch., II. S. 703) näheren Bericht ge-
geben habe. In der zweiten Aust., vom Z. 1853, hat der Verf. sich
zu einigen Concessiouen veranlaßt gesehen, die aber für die Gesammt-
auffassung von wenig durchgreifendem Belang sind. Es ist an dieser
Stelle hinzuzusügen, daß die zweite Aust, durch ein Verzeichniß der Ju-
welier-, Goldschmiede-und sonstigen Metallarbeiten, der Schuitzwerke in
Elfenbein und Holz, der Glasmalereien, Mosaiken, Teppiche, Mobüient
u. s. w., welche sich der Sammlung der Emaillen anreihen, bereichert
ist. Wichtiger ist ein gleichzeitig erschienener zweiter Theil des Katalogs,
der, 552 Seiten stark, zum größten Theile durch ein Glossar über
die Gegenstände der mittelalterlichen Kunstindustrie ausgefüllt wird.
Dies ist ein Werk profunder Gelehrsamkeit. Der Verf. hat sich nicht
begnügt, jedem Worte eine thunlichst erschöpfende Erläuterung hinzuzu-
fügen; er erhärtet dieselbe zugleich durch oft sehr zahlreiche datirte Ur-
kundenstelleu, welche den Gebrauch des Wortes in den verschiedenen mit-
telalterlichen Epochen deutlich vor Augen legen. Außerdem ist, um eine
Gesammtanschauung mittelalterlicher Kunstschätze und mittelalterlicher
Kunstsprache zu geben, das um 1360 niedergeschriebene und gegen 800
Nummern umfassende Inventar solcher Dinge, welche der Herzog von
Anjou, Louis de France, besaß, dem Glossar vorgedruckt. Der ganze
Band ist besonders für das kostüm- und sittengeschichtliche Studium von
großer Bedeutung.

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