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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Schliepmann, Hans: Hans Christiansen
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Poellnitz, ... von: Betrachtungen über den "modernen" Stil
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0112

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v. Po ellnitz — Ch arlo tten b urg:


Kunst-Verglasung. Entw.: hans Christiansen.
Ausf.: adolf schell—offenburg i. b.
der 1 feimath die nöthige Bethätigung finden
kann? Man muss unter den bestehenden
Verhältnissen schier noch einzig auf unsere
thörichte Schwärmerei für alles Fremde
hoffen; der »Pariser« Christiansen wird nun
vielleicht bald auch hier gesucht und zu
irgend einer Professur berufen werden (nach
Eckmanns Ernennung sind ja die Modernen
schon glücklich hochschulfähig!), so dass
wir ihn wieder unter uns haben — zu des
Künstlers eigenem Besten.
Was Paris ihn lehren konnte, hat er
gelernt; technisch ist er ein Fertiger; im
Streben hält er sich selbst wohl noch für
einen Werdenden — das bleibt der rechte
Künstler, meine ich auch, lebenslang — und
da ist es der Heimathboden, der Christiansen

am ehesten und natürlichsten zu einem
Eigenen, Einzigen reifen wird. Holt ihn
Euch zurück, Deutsche! —
Hans Schliepmann.


Betrachtungen über
peN ,,/aqperNeN" stil.
Fast ein Jahrhundert haben wir einen
eigentlichen Stil nicht gehabt, aber
das Bedürfniss nach einem solchen
hat seinen Ausdruck gefunden in den fort-
währenden Versuchen, einen neuen Stil an-
zubahnen. Es wurden Versuche gemacht,
an alte Stile anzuknüpfen, doch arteten sie
stets in gedankenloses Nachahmen von
Aeusserlichkeiten aus. Man hat sich auch
bemüht, zurückzugehen allein auf die Natur
und die Uranfänge der Kunstformen über-
haupt, aber wir können uns eben nicht ein-
fach der Entwickelung verschliessen, welche
die Kunst im Laufe der Jahrtausende erfahren
hat. Dass wir aber nothwendig einen eigenen
Stil brauchen, kann niemand in Frage
stellen, der irgend welche Kunstformen der
Vergangenheit im Zusammenhang mit dem
ganzen Karakter der betreffenden Zeit und
ihrer Kultur betrachtet. Jeder Stil ist un-
zertrennlich von der ganzen Kultur seiner
Epoche: die deutsche Renaissance wäre un-
denkbar in der Zeit des Zopfes, die Gestalten
der Reformation hätten nie einen Rokoko-
stil pflegen können, und unsere Kultur, die
so unendlich verschieden ist von der jener
Epochen — viel verschiedener als diese unter-
einander — soll sich vereinigen lassen mit
den Kunstformen der Renaissance und des
Rokoko zugleich? Nein, wir brauchen einen
Stil, der uns vor jeder Unselbständigkeit
schützt, uns aber doch erlaubt, übernommene
Gedanken in unserer Eigenart zu verarbeiten,
 
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