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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Schulze, Otto: Kunstgewerbliche Arbeiten in Kayserzinn
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0277

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Kunstgewerbliche Arbeiten in KayserzinN.

in lebhaftem Meinungs-Austausch bemüht.
Ich weiss sehr wohl, dass die Franzosen
unbedingt Francois Briot als einen der
ihrigen für sich in Anspruch nehmen
möchten, und uns nur dessen mechanisch-
geschickten Nachahmer Caspar Enderlein
als wenig ebenbürtig überlassen wollen,
wobei sie natürlich vergessen, dass ein fran-
zösischer Xame lothringischer Herkunft nicht
ausreicht, den Künstler Francois Briot zu
einem Franzosen zu stempeln. Prüfen wir
unser deutsches Anrecht an diesem Meister
lediglich an dem Maasse seiner hinterlasse-
nen Schöpfungen, namentlich an seiner
vielumstrittenen Temperantia - Schüssel, so
müssen wir ganz unparteiisch zu der berech-
tigten Erkenntniss kommen, dass Briot's
Arbeitsweise, namentlich aber seine Formen-
welt an figürlichen, grotesken und ornamen-
talen Einzelheiten unstreitig mehr deutsche
bezw. deutsch-italienische Herkunft verräth.
So dürfte es ausser allem Zweifel liegen,
dass ursprünglich von den vorhandenen
Temperantia-Schüsseln, ganz gleich, ob es
sich hierbei um das Briot'sche Modell oder
um das von Enderlein handelte, nie anders
als von deutschen Edelzinn-Arbeiten ge-
sprochen worden ist. Ganz etwas anderes

icht nur auf technischem,
kunstgewerblichem, auch
auf künstlerischem und
kunstwissenschaftlichem
Gebiete hat das Zinn
bezw. haben Legirungen
mit einem Hauptgehalte
von reinem Zinn in dem
letzten Jahrzehnt eine
ganz ungewöhnliche

Rolle gespielt und mehr denn je wird es
in Zukunft berufen sein, auf künstlerischem
Gebiete zu ganz bedeutenden Leistungen
herangezogen zu werden. Der erste An-
lauf dazu ist bereits genommen und er
darf nach den bisherigen Erfolgen als
durchaus gelungen und fortschrittlich be-
zeichnet werden. Dieser Umstand weckt
ganz besonders freudige Hoffnungen, wenn
man erwägt, dass die Neuschaffung wirk-
licher Edelzinn-Arbeiten durch die Grund-
bedingungen des Feingusses, auch in
Formen und Ornamentation nach neuzeit-
lichen Ansprüchen, auf deutschem Boden
mit der so eingehenden kunstwissenschaft-
lichen Forschung zusammenfällt, die sich um
die beiden grössten deutschen Edelzinn-
Giesser Francois Briot und Caspar Enderlein

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