Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

DOI Artikel:
Sponsel, Jean Louis: Heinrich Vogeler - Worpswede
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deutsche Kunst und Dekoration

Heinrich Vogeler-VorpsVepe.

zuversenken vermag in den Märchenzauber,
mit dem die Heimath dereinst Dein Fühlen
und Denken zu umspinnen vermochte.

Diese Empfindsamkeit, die mit uns
Deutschen geboren ist, und die uns auch
nicht verlässt, wenn wir den harten Kampf
des Lebens bestanden haben, diese ist es,
die uns immer auch den Künstler lieb und
werth erscheinen lässt, der festgewurzelt im
heimischen Boden uns nicht nur die äusseren
Eindrücke seines Lebens im Bilde wider-
spiegelt, der uns viel mehr noch Einblicke
gewährt in die keusche, stille Liebe, die ihn
mit dem Leben seiner Kindheit verbindet,
der aus dem ewig frischen Born der heimath-
lichen Natur immer wieder neue Anregung
schöpft zur dichterischen Verklärung seiner
seelischen Erlebnisse.

Ein solcher Künstler ist Heinrich Vogeler.
Er ist noch jung an Jahren. Noch hat er
erst den Frühling des Lebens kennen ge-
lernt, den rauhe Stürme verschont zu haben
scheinen. Er will auch nicht mehr sagen,
als was er erlebt und empfunden hat, aber
wie er. es sagt, das macht uns seine Kunst

»9. VII. 1.

jeher lag doch ein
mächtiger Reiz in dem
Hauch der Heimath!
Kommst Du nach langer
Abwesenheit zurück in
die Gegend, wo Du die
Tage Deiner Kindheit
verlebt hast, wie möch-
test Du die Schritte be-
flügeln, um endlich die
Stätten wiederzusehen,
mit denen Du durch
^gewachsene Erinnerung für immer fast
unlösbar verbunden bist. Wie grüssen
^ich traulich die alten Winkel und Ecken
als einen lieben Freund, wie forschst Du
klopfenden Herzens darnach, ob die Plätze,
an denen Du so manchen schönen Traum
durchkostet hast, noch heute so schön und
lieblich erhalten sind, wie ehemals. Wie
wirst Du von dem Wehmuth der Erinnerung
gepackt, wenn Du fühlst, wie so Vieles anders
geworden ist in der Heimath, und wie Du
selbst ein Anderer geworden bist, der sich
nicht mehr mit der gleichen Inbrunst hinein-
 
Annotationen