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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 1(Oktober)
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Morawe, Christian Ferdinand: Kunstgewerbe im Glaspalast zu München 1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0053

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Chr. F. Morawe.

L. VON HOFMANN UND C. C. SCHIRM—BERLIN.

Deutsche Kunst-Ausstellung Dresden

Endlich ein Pianoforte. Dieses Schmerzens-
kind unseres Geschmacks trägt da einmal
ein neues Kleid. Es macht sich eigentlich
wenig bemerkbar, wie es so an der Wand
steht, aber das ist gerade das werthvolle.
Riemerschmied ist nicht der Erste, der
dieses Feld zu bestellen versucht, aber ihm
ist es bis jetzt am besten gelungen. Man
spricht viel und abfällig über einen englischen
Schrank, der auf langen, eckigen, dünnen
Beinen da an der Wand steht. Die Beine
gefallen nicht. Aber indem man sich über
diesen Theil des Möbels erregt, empfindet
man den ganzen raffinirten Luxus nicht, den
das Ganze athmet. An einem alten Stück
aus der Biedermeierzeit würde man über
dieselben Beine, die da auch nicht gerade
selten sind, kein Wort verlieren, aber hier,
hier wird genörgelt. Nun, für Gevatter
Schneider und Handschuhmacher ist dieser
glatte graue Schrank nicht gewachsen.
Dabei hat man auch Gelegenheit die Ueber-
legenheit jener Töpfereien von Finch über
andere zu sehen. Jederseits auf einem
Konsolchen steht ein Gefäss. Wie herrlich geht

Wandfiilluvg in Email-Malerei.
1899. Kunstgewerbliche Abtheilung.

das grünliche des in Finland arbeitenden
Belgiers mit dem Möbel zusammen, wie
schmiegt es sich an in Form und Ton; und
wie genirt wirkt der andere Topf von Frau
Schmidt-Pecht. Hart und kalt stört er das
Möbel, das durch seine vornehme Einfach-
heit ihn gleichfalls stört. Wir nehmen
dann noch auf einigen Polstermöbeln von
Bertsch Platz, deren grünlich-grauer Bezug
aus geripptem Sammet uns angenehm berührt,
und indem wir uns behaglich hinein
schmiegen, schweift der Blick noch über
mancherlei, was uns gefällt, und was wir
auch lieber nicht sähen. Indess wir müssen
uns bescheiden, da uns der Glaspalast dies
Jahr eben nicht mehr von modernem selbst-
ständig erfindendem und schaffendem Kunst-
handwerk bietet. Vergessen seien jedoch
nicht ein grosser schöner Teppich von Otto
Eckmann, einige kleinere Scherrebeker
Webereien und Tischdeckchen aus den Ver-
einigten Werkstätten mit mustergiltig aus-
geführten Stickereien. Zum Schluss ver-
senken wir uns beim Betrachten der Buch-
einbände, der Vorsatzpapiere aus Deutschland,
 
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