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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

DOI Heft:
Heft 1(Oktober)
DOI Artikel:
Deutsche Kunstausstellung zu Dresden 1899
DOI Artikel:
Singer, Hans Wolfgang: Klinger's "Vom Tode"
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0057

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36

Hans W. Singer:

MAX KLINGER, Amphitrite.
Deutsche Kunst-Ausstellung Dresden 1899.

düngen verweisen wir auf die Ausführungen
Paul Schumann's in unserem I. Dresdener
Ausstellungs-Hefte, bezw. auf den Text des
demnächst folgenden II. Dresdener Heftes,
in welchem vornehmlich auch die wunder-
baren Skulpturen Klinger's näher beleuchtet
werden und des Weiteren zahlreiche Abbil-
dungen auch aus der plastischen, graphischen
und Gemälde-Abtheilung folgen sollen. —

KLINGER'S „VQM TQPE".

Zweiter Theil.

Das Werk erschien zur Hälfte, sechs
Stiche, vor einiger Zeit bei Amsler
& Ruthardt in Berlin. In einem gewissen
Sinne kann man es das graphische Haupt-
werk des Meisters nennen, — zunächst ist
dies wahrscheinlich der Sinn des Meisters
selbst — denn in diesen Blättern geräth
eine Ausdrucksweise zur Vollendung, nach
der er schon lange zu streben scheint. Von
allem Anfang an zeigt sich bei Klinger eine
bei einem so genialen Künstler eigentlich
seltsame Neigung zum sorgfältigen Detail.
Früh schon verwendet er viel Mühe und
Zeit auf minutiös ausgeführte Umrahmungen
und ornamentale Beigaben. Immerhin treten
in seinen Erstlingsarbeiten, in den ersten
»Opera« der grosse Entwurf, die frei ge-
dachte Komposition, die ungezügelte Phan-
tasie als Hauptbestandteil des jeweiligen
Bildes vor: Sorgfalt der Durchführung
bildet ein nicht gleichbedeutendes Element.
Aber seitdem Klinger mehrere Jahre in
Italien arbeitete, um »zeichnen zu lernen«,
wird das allmählich anders. Er zeichnet
immer sicherer und genauer; zwischen dem
Ding, namentlich dem nackten Modell, und
ihm selber, bildet sich ein immer intimer
werdendes Verhältniss aus. Es gelingt ihm,
die Erscheinung zu erfassen, wie es präziser,
unerbittlicher kein anderer kann. Ehedem
stand zwischen seinem Auge und der Natur
der Schleier des künstlerischen Individualis-
muses, doch jetzt ist das Auge durch vieles
Aktstudium geschärft worden, dass es un-
behindert durch diesen Schleier hindurch-
blickend, jede Einzelheit des Modells klar
erkennt, an jeder kleinsten Bewegung der
Form hängen bleibt.

Wie immer wird auch hier aus der
Uebung die Anschauung. Das frühere Stil-
gefühl wurde durch ein anderes abgelöst.
Er nahm schon vollendete Platten vor, sie
genügten ihm nicht mehr: sie waren ihm
nicht genau und deutlich, nicht realistisch
genug. Er liess Stellen darin, die einfach
und im einfachen Wurf gedacht waren,
namentlich radirte nackte Körper (z. B. auf
 
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