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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 4 (Januar)
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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0236

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Atelier-Nachrichten: Toh. Vincenz Cissarz.

HEINRICH JOBST, BILDHAUER IN MÜNCHEN.

Plastische Skizze für elektrische Tisch-Lampe.

Leistungen von Cissarz auf diesem Gebiete
waren die Titelumschläge zu Bodo Wildberg's
Gedichtsammlung »Wegwarten« und zu des-
selben Verfassers »Helldunkelen Liedern«.
Unverständige verspotteten damals die Ge-
stalt des Ritters auf dem Titelblatte zu den
Wegwarten trotz ihrer Verinnerlichung.

Diese beiden Zeichnungen aber wurden
der Anlass, dass Kunstfreunde die Bekannt-
schaft des jungen Künstlers suchten und
dass ihm in der Folge zahlreiche Aufträge
auf Buchschmuck, besonders von dem Diede-
richs'schen Verlag, der einen so hohen
Werth auf die vornehme Ausstattung seiner
Verlagswerke legt, zu Theil wurden. Wir
nennen vor allen Dingen die beiden Gedicht-
sammlungen von Ferdinand Avenarius:
»Wandern und Werden« (2. Aufl.) und
»Stimmen und Bilder«. Letztere enthält
wohl das Beste, was Cissarz bisher auf die-
sem Gebiete geschaffen haben dürfte.

Die Technik dieser im wahren Sinne

des Wortes stimmungsvollen Bilder erinnert
an die alte kernige Holzschnittmanier, indem
sie nur mit Flächen und Linien arbeitet. Sie
ist stilistisch der Zinkographie angemessen,
welche nur Schwarz und Weiss wiedergibt,
ohne den Halbtönen gewachsen zu sein. Es
ist erstaunlich, wie starke Wirkungen Cissarz
trotz dieser Beschränkung in den Mitteln zu
erreichen vermag, wie wirksam er in land-
schaftlichen und figürlichen Darstellungen
die Stimmung zu fesseln weiss, wie fein-
sinnig er die Absichten des Dichters findet
und ihnen mit dem Stifte nachgeht. Für
das grosse Publikum ist diese Kunst freilich
leider noch nicht; sie stellt zu hohe Anfor-
derungen an die Abstraktionsfähigkeit.

In den »Musikanten-Geschichten« von
Karl Sohle finden sich auch Cissarzens erste
pflanzenornamentale Versuche, die dann
weiter entwickelt auftreten in einigen Vor-
satzpapieren für die Stuttgarter Union, auf
dem kulturgeschichtlichen Werk »Der Soldat«
 
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