Die Wiener Plastik und Malerei.
neuzeitlichen Em-
pfindens befreien
half — so fehlt hier
der Nachwuchs fast
gänzlich, nachdem
die zwei Besten,
Emil Jacob Schind-
ler und Theodor
von Hörmann, so
frühzeitig dahin-
gerafft wurden.
Schindler war einer
jener vornehmen,
feinsinnigen Natur-
poeten, wie sie die
Elite des Wiener
gesellschaftlichen
Lebens häufig ge-
zeigt hat. Als er
starb, blieb noch
Theodor von Hör-
mann , der Grund-
ehrliche , der Vor-
Kämpfer, der buch-
stäblich an der Ar-
beit gestorben ist.
Durch erwerbliche
Rücksichten unge-
hindert , malte er
ohne Rücksicht auf
den Verkauf, immer
im Freien, der Un-
ermüdlichste von
Allen. Als er ein-
mal, bis an die Knöchel im Schneewasser
arbeitend, ein Winterbild malte, holte er sich
den Keim zu der Krankheit, die ihm den
Tod gab, ehe er ganz fertig geworden war
in der Beherrschung seiner Ausdrucksmittel.
Als tappender Dilettant hatte er angefangen,
in einem Lebensalter, wo andere schon »durch«
sein müssen mit der »Schule«, wenn sie es
zu etwas bringen wollen. Die Aeusserung:
»Ich bin überzeugt, dass ich erst mit siebzig
Jahren mein bestes Bild malen werde«, kenn-
zeichnet am deutlichsten seinen Karakter. Er
hat früher aufhalten müssen, aber unter seinen
letzten Arbeiten findet man wirkliche Gold-
körner. Die Versteigerung seines Nach-
lasses brachte einen erfreulichen Erlös, der
FERDINAND ANDRI — WIEN.
» Galizisclies Bauern-Paar*. Pastell.
zu einem Zweck Verwendung finden soll,
wie ihn Hörmann schon bei Lebzeiten im
Auge gehabt. Es war sein Lieblingswunsch,
in Wien eine Gallerie zeitgenössischer öster-
reichischer Meister zu gründen. Aus den
Zinsen des Kapitals sollen von Zeit zu Zeit
Werke von künstlerischer Bedeutung nach
sorgfältiger Auswahl angekauft werden.
Nach Hörmanns Hinscheiden blieb der
Acker, den er so fleissig gerodet und gepflügt
hatte, fast unbestellt und brach liegen. Neue
Saat in die Furchen zu streuen, dazu scheint
ein ernstes Talent, Ludwig Siegmund, das
Zeug zu haben, wenn ihm eine ungestörte
Entwickelung beschieden ist. Eine gesonderte
Stellung nimmt als Landschafterin in heimath-
neuzeitlichen Em-
pfindens befreien
half — so fehlt hier
der Nachwuchs fast
gänzlich, nachdem
die zwei Besten,
Emil Jacob Schind-
ler und Theodor
von Hörmann, so
frühzeitig dahin-
gerafft wurden.
Schindler war einer
jener vornehmen,
feinsinnigen Natur-
poeten, wie sie die
Elite des Wiener
gesellschaftlichen
Lebens häufig ge-
zeigt hat. Als er
starb, blieb noch
Theodor von Hör-
mann , der Grund-
ehrliche , der Vor-
Kämpfer, der buch-
stäblich an der Ar-
beit gestorben ist.
Durch erwerbliche
Rücksichten unge-
hindert , malte er
ohne Rücksicht auf
den Verkauf, immer
im Freien, der Un-
ermüdlichste von
Allen. Als er ein-
mal, bis an die Knöchel im Schneewasser
arbeitend, ein Winterbild malte, holte er sich
den Keim zu der Krankheit, die ihm den
Tod gab, ehe er ganz fertig geworden war
in der Beherrschung seiner Ausdrucksmittel.
Als tappender Dilettant hatte er angefangen,
in einem Lebensalter, wo andere schon »durch«
sein müssen mit der »Schule«, wenn sie es
zu etwas bringen wollen. Die Aeusserung:
»Ich bin überzeugt, dass ich erst mit siebzig
Jahren mein bestes Bild malen werde«, kenn-
zeichnet am deutlichsten seinen Karakter. Er
hat früher aufhalten müssen, aber unter seinen
letzten Arbeiten findet man wirkliche Gold-
körner. Die Versteigerung seines Nach-
lasses brachte einen erfreulichen Erlös, der
FERDINAND ANDRI — WIEN.
» Galizisclies Bauern-Paar*. Pastell.
zu einem Zweck Verwendung finden soll,
wie ihn Hörmann schon bei Lebzeiten im
Auge gehabt. Es war sein Lieblingswunsch,
in Wien eine Gallerie zeitgenössischer öster-
reichischer Meister zu gründen. Aus den
Zinsen des Kapitals sollen von Zeit zu Zeit
Werke von künstlerischer Bedeutung nach
sorgfältiger Auswahl angekauft werden.
Nach Hörmanns Hinscheiden blieb der
Acker, den er so fleissig gerodet und gepflügt
hatte, fast unbestellt und brach liegen. Neue
Saat in die Furchen zu streuen, dazu scheint
ein ernstes Talent, Ludwig Siegmund, das
Zeug zu haben, wenn ihm eine ungestörte
Entwickelung beschieden ist. Eine gesonderte
Stellung nimmt als Landschafterin in heimath-