DOI issue:
Heft 8 (Mai)
DOI article:Olbrich, Joseph Maria: Unsere nächste Arbeit
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0084
J. M. Olbrich:
UNSERE NÄCHSTE ARBEIT.
Endlich eine kleine begeisterte arbeitsfreudige Gesellschaft, in einer Stadt,
die so glücklich ist weder Glaspalast noch Akademie zu besitzen, doppelt
glücklich daher, weil damit auch die beengenden Normen und Paragraphen für
unsere schöne Kunst fehlen. Das habe ich mir immer gewünscht! Den freien
Rasen, das blumige Feld, ein Land, wo nur vom Hören-Sagen das grosse
Wehen einer neuen Kunst gekannt war. Nicht den Kampfplatz selbst, wo
zwischen Alt und Jung ein heftiges Ringen noch fortbesteht, vielmehr ein Feld,
wo im freien Empfinden friedlich ersonnen und weiter gebaut werden darf. In
diesen Frieden, in diese Stille ist unerwartet eine Reihe junger lebendiger Kraft
getreten. Da war es nun geboten, Erfahrung um Erfahrung auszutauschen,
Gedanke an Gedanken zu bringen, eine enge Verbindung aller Einzel-Kräfte
anzustreben. Dieser Summe von Arbeitsfreudigkeit, Können und Wollen musste
eine Aufgabe von gewaltiger Art entgegengestellt werden. In richtige Bahnen
geleitet, bei steter Wahrung der Freiheit einer jeden Individualität, galt es
ohne Versäumniss und ohne Zersplitterung ein nutzloses Überfliessen des starken
Quell's zu verhindern. So kam nach einer Reihe von Gedanken als ernster
Ausdruck von Wille und Kraft die Idee, auf Grundlage zeitgemässen Kunst-
empfindens, in festen unverrückbaren Formen eine Widerspiegelung moderner
Kultur zu geben, und damit einen Merkstein auf dem Wege der Lebensneuerung
zu setzen. Frei von allen Genossenschaften, frei von allem Respekt und Zwang
UNSERE NÄCHSTE ARBEIT.
Endlich eine kleine begeisterte arbeitsfreudige Gesellschaft, in einer Stadt,
die so glücklich ist weder Glaspalast noch Akademie zu besitzen, doppelt
glücklich daher, weil damit auch die beengenden Normen und Paragraphen für
unsere schöne Kunst fehlen. Das habe ich mir immer gewünscht! Den freien
Rasen, das blumige Feld, ein Land, wo nur vom Hören-Sagen das grosse
Wehen einer neuen Kunst gekannt war. Nicht den Kampfplatz selbst, wo
zwischen Alt und Jung ein heftiges Ringen noch fortbesteht, vielmehr ein Feld,
wo im freien Empfinden friedlich ersonnen und weiter gebaut werden darf. In
diesen Frieden, in diese Stille ist unerwartet eine Reihe junger lebendiger Kraft
getreten. Da war es nun geboten, Erfahrung um Erfahrung auszutauschen,
Gedanke an Gedanken zu bringen, eine enge Verbindung aller Einzel-Kräfte
anzustreben. Dieser Summe von Arbeitsfreudigkeit, Können und Wollen musste
eine Aufgabe von gewaltiger Art entgegengestellt werden. In richtige Bahnen
geleitet, bei steter Wahrung der Freiheit einer jeden Individualität, galt es
ohne Versäumniss und ohne Zersplitterung ein nutzloses Überfliessen des starken
Quell's zu verhindern. So kam nach einer Reihe von Gedanken als ernster
Ausdruck von Wille und Kraft die Idee, auf Grundlage zeitgemässen Kunst-
empfindens, in festen unverrückbaren Formen eine Widerspiegelung moderner
Kultur zu geben, und damit einen Merkstein auf dem Wege der Lebensneuerung
zu setzen. Frei von allen Genossenschaften, frei von allem Respekt und Zwang