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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 10 (Juli)
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Morawe, Christian Ferdinand: Die Künstler-Kolonie auf der Welt-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0218

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Chr. F. Morawe: Die Künstler-Kolonie auf der Welt-Altsstellung.

FRANZ METZNER-BERLIN.

Entwurf zu einem^Liszt-Denkmal.

DIE KUNSTLER=KOLONIE AUF DER WELT-AUSSTELLUNG.

Nichts ist vollkommen in der Welt —
am allerwenigsten eine Welt - Aus-
stellung an ihrem Eröffnungstage. Das
lässt sich ganz besonders auf diejenige von
Paris im Jahre 1900 anwenden, und es
war sehr gut, dass die meisten der Aus-
stellungs-Objekte, die in den Kreis unserer
Betrachtung gehören, vor ihrer Absendung
nach Paris in der Heimath fix und fertig
aufgestellt worden waren. So war auch das
Zimmer der Darmstädter Künstler - Kolonie
in den Lokalitäten der Hof-Möbel-Fabrik
von Gluckert in Darmstadt montirt, und da
zur Zeit, als diese Zeilen geschrieben werden,
das Darmstädter Zimmer in Paris noch nicht
vollständig zu sehen ist, benützen wir jene
Vernissage bei Glückert zur Umschau und
eingehenden Betrachtung des Raumes.

Man mochte sich gern umschauen in
diesem Zimmer, dessen Grössen-Verhältniss
schon allein den Eindruck des Anheimelnden
erwecken musste, ganz abgesehen davon,

dass der Ton, in dem sich das Ganze hielt,
die Ruhe der Gesammtlinie dies Gefühl
des Anheimelnden noch vermehrte.

Man stand in einem durchaus bewohn-
baren Raum, einem Empfangs-Zimmer, in
dem sogar die Vitrine, dieses für Ausstell-
ungen typische Möbel, nicht störte, weil es
als — Möbel wirkte. Der Fall ist inter-
essant. Denn es ist in der That nicht ein-
zusehen, warum man nicht einen ringsum
verglasten Schrank an geeigneter Stelle in-
mitten eines Zimmers unterbringen soll oder
kann, um von allen Seiten Schmuck und
Schaugeräth einer kunstliebenden Dame oder
eines Sammlers betrachten lassen zu können.
Es ist das nur der etwas veränderte Glas-
schrank aus der »guten, alten Zeit«. Die
Hauptsache ist und bleibt hierbei wie überall
im Leben: geschmackvoll sein, das Wesen
der Dinge innerhalb seiner ästhetischen
Grenzen klar und ohne Nebenabsichten zur
Geltung bringen, dann ist eben auch eine
 
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