Chr. F. Morawe: Die Künstler-Kolonie auf der Welt-Ausstellung. 493
franz metzner—berlin.
Skizze.
Ausstellungs-Vitrine im bewohnten Zimmer
möglich, zumal wenn es sich wie ausge-
sprochen hier um ein Empfangs - Zimmer
handelt, in dem der wartende Besucher sich
angeregt umschauen mag. Der ganze Raum
mit den einfachen grossgeschwungenen Kon-
turen und Zierlinien seiner Möbel, seiner
bogenüberspannten Sitz-Nische, dem eigen-
artigen Typ der Applikationen auf Polstern
und Vorhängen verräth leicht den Geist und
die Hand dessen, der ihn entworfen hat:
J. M. Olbrichs. Der moderne Wiener Ar-
chitekt ist der Schöpfer dieses Interieurs
— doch sehr interessant lässt sich beobachten,
wie weit entfernt der junge Meister von all'
dem ist, was man heute unter dem Begriff
neuer Wiener Kunst zusammenfassen muss.
Es ist kein Wunder, dass gerade dieser
Künstler in richtiger Anerkennung seiner
Bedeutung nach Darmstadt berufen worden
ist. Olbrich beweist allein in diesem einzigen
Zimmer, dass seine Kunst bescheidener und
darum grösser und werthvoller ist, als die-
jenige des Gros seiner Landsleute. Und
darin liegt das Geheimniss seiner Anziehungs-
kraft auf Andere, das Geheimniss des Ein-
flusses, den er auszuüben beginnt, und der
ihn zu einem einstigen Führer in seiner
Kunst prädestinirt. Olbrich hat verstanden,
diesem Zimmer das eine Wichtigste zu geben,
das Vermögen, dauernd zu fesseln, auch über
die spezielle Zeit seines Zweckdaseins hinaus
zu interessiren, mit einem Wort: es wird
nicht langweilig, es ist nicht »fad«. Das
Vielbeschäftigtsein ist der Prüfstein beim
f. metzner. Schloss u. Thürklopfer ein. Friedhofs - Thores.
1900.1. 5.
franz metzner—berlin.
Skizze.
Ausstellungs-Vitrine im bewohnten Zimmer
möglich, zumal wenn es sich wie ausge-
sprochen hier um ein Empfangs - Zimmer
handelt, in dem der wartende Besucher sich
angeregt umschauen mag. Der ganze Raum
mit den einfachen grossgeschwungenen Kon-
turen und Zierlinien seiner Möbel, seiner
bogenüberspannten Sitz-Nische, dem eigen-
artigen Typ der Applikationen auf Polstern
und Vorhängen verräth leicht den Geist und
die Hand dessen, der ihn entworfen hat:
J. M. Olbrichs. Der moderne Wiener Ar-
chitekt ist der Schöpfer dieses Interieurs
— doch sehr interessant lässt sich beobachten,
wie weit entfernt der junge Meister von all'
dem ist, was man heute unter dem Begriff
neuer Wiener Kunst zusammenfassen muss.
Es ist kein Wunder, dass gerade dieser
Künstler in richtiger Anerkennung seiner
Bedeutung nach Darmstadt berufen worden
ist. Olbrich beweist allein in diesem einzigen
Zimmer, dass seine Kunst bescheidener und
darum grösser und werthvoller ist, als die-
jenige des Gros seiner Landsleute. Und
darin liegt das Geheimniss seiner Anziehungs-
kraft auf Andere, das Geheimniss des Ein-
flusses, den er auszuüben beginnt, und der
ihn zu einem einstigen Führer in seiner
Kunst prädestinirt. Olbrich hat verstanden,
diesem Zimmer das eine Wichtigste zu geben,
das Vermögen, dauernd zu fesseln, auch über
die spezielle Zeit seines Zweckdaseins hinaus
zu interessiren, mit einem Wort: es wird
nicht langweilig, es ist nicht »fad«. Das
Vielbeschäftigtsein ist der Prüfstein beim
f. metzner. Schloss u. Thürklopfer ein. Friedhofs - Thores.
1900.1. 5.