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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Die Eröffnung der Darmstädter Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0107

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in Frage gestellt werde. Wir glauben durchaus den Thatsachen
Rechnung zu tragen, wenn wir den in allen Kunst-Mittelpunkten in
Folge der schon gekennzeichneten, auf ein bestimmtes Kolonie-Mitglied
scharf abzielenden Artikel entstandenen Gerüchten die Ansicht gegenüber-
stellen, dass von einer Partei-Bildung innerhalb der Kolonie nicht die Rede
sein kann. Je verschiedener die einzelnen Künstler - Individualitäten unter
sich sind, um so höher muss man es ihnen anrechnen, dass sie sich bewusst
waren, welch' eine hohe Kultur-Aufgabe ihnen anvertraut wurde, und dass
sie an diese ihr bestes Können in einträchtigem Zusammenwirken gesetzt
haben. Wenn sich ein einziges Mitglied, dem es vielleicht wichtiger schien, den
Wiener Sezessionismus nach Hessen-Darmstadt zu verpflanzen, als sich einem
Ganzen einzufügen und eine organische Neuschöpfung zu unterstützen, von
jener Gemeinschaft ausnimmt, ohne dass bis jetzt auch nur der Schein eines
ideellen Grundes dafür vorgebracht worden wäre oder sich irgend wie ausfindig
machen liesse, so kann das wohl kaum Veranlassung geben, dies zu einer
»Partei-Bildung« aufzubauschen, selbst wenn auch die »Woche« in Nr. 20
Herrn Olbrich allein abbildet mit der Unterschrift: »Leiter der am 15. Mai
eröffneten Kunst-Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie«. Thatsächlich
ist übrigens der Grossherzog »Leiter« und »die Seele des Ganzen«.. Warum
wird auf einmal eine andere Lesart verbreitet? Soviel zur Beantwortung
der von verschiedenen Seiten an uns gerichteten Anfragen. Wir sind
überzeugt, dass unsere Leser hierdurch den Eindruck gewinnen werden,
dass es sich nicht um Missstände handelt, deren üble Folgen nicht mehr
zu beseitigen wären. Vielmehr kann man um so sicherer sein, dass hier
das Rechte geschehen wird, als das Wort des Grossherzogs ja klar und
deutlich lautet: »Mein Jfessen-L,and blühe und in ihm die Kunst!« Und
Ihm, der durch die Berufung der Darmstädter Kolonie ein weit in die
Zukunft hinaus leuchtendes Zeichen von geschichtlicher Bedeutung
gegeben, Ihm wird heute aus vollem Herzen Dank dargebracht von
Allen, die an der grossen Kultur-Bewegung der Zeit Anteil haben,
denn Er war es, der seine Künstler über die hergebrachte, enge Kunst-
Auffassung hinaus zur meisternden Gestaltung des Lebens verwies.

Ein kurzer Bericht über die
Eröffnungs-Feier findet sich
auf den Seiten 446/448
vorliegenden Heftes.
 
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