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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Fuchs, Georg: Die "Mathilden-Höhe" einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0224

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Georg Fuchs: Die -»Mathilden-Höhe«, einst und jetzt.

521


prof. j. m. olbrich: Haupt-Portal. gemälde-friese von paul bürck.
Ausstellung der Künstler-Kolonie, Darmstadt, Mai—Oktober 1901.

Punkte dieses vorderen Gelände-Abschnittes,
steht das Haus des Kabinets-Rats Römheld,
der im Auftrage seines hohen Herrn die
Umwandlung der Mathilden - Höhe in so
überaus verdienstvoller Weise geleitet hat.
Dieses wundervoll gelegene Haus, das mit
seinen weissen Putz - Flächen und seinem
roten Ziegel-Dache weit hinaus blinkt über
den süd - östlichen Teil der Stadt nach den
Vorbergen des Odenwaldes hin, ist von
Paul Wallot erbaut, für den besonders das
vornehme Barock-Portal an der West-Fassade
nach der Stadt zu karakteristisch ist.
Dahinter folgt dann die Umzäunung des
Ausstellungs-Terrains mit dem Portale, welches
hier abgebildet ist. Beides, Zaun und Portal,
sind gewiss nicht die glücklichsten Arbeiten
Olbrich's. Ihr Verschwinden wird niemand
bedauern. Der Zaun war zur Aufnahme
grosser Plakate eingerichtet und sollte mit
diesen eine Einnahme-Quelle für das Aus-
stellungs-Unternehmen bilden; doch es scheint,
als ob er in dieser Hinsicht den Erwartungen
leider nicht entsprochen hat. Als domi-
nierender Bau dieser Seite der Mathilden-
Höhe tritt die Griechische Kapelle auf, welche

der Kaiser Nicolaus von Russland, der ja
in jedem Spät-Sommer die Heimat seiner
hohen Gemahlin aufsucht, um hier im Jagd-
Schlosse »Wolfsgarten« einige Wochen zu
verbringen, hat erbauen lassen. Trotz der
stark archaischen Formen-Sprache wirkt diese
Kapelle mit ihren vergoldeten kleinen Kuppeln
und mit ihrem hellfarbigen Schmuck nicht
allzu störend in diesem Garten, der seiner
Stimmung nach sonst wenig für eine Kirche
geeignet war. Davor breitet sich ein weiter
Blumen-Anger, rechts und links treten die
dunkeln Wipfel der Buchen dicht heran.
Eine wundervolle Blut-Buche an der Nord-
West-Ecke der Kapelle trägt einen schweren,
mächtigen Akkord in das kleine, sonst
heitere Landschafts-Bild. Man muss über-
haupt zugeben, dass der alte Baum-Bestand
der Mathilden - Höhe nicht nur mit Pietät
geschont, sondern auch mit Geschmack in
die Neu-Anlagen einbezogen ist. Doch wird
es ratsam sein, ihn noch zu ergänzen. Denn
wenn wir auf dem Nikolai-Wege um die
Kapelle herumbiegen und nun das eigent-
liche »Kolonie-Gebiet« betreten, tritt uns
die Seiten-Ansicht des Ernst-Ludwigs-Hauses

1901. xi. 4.
 
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