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Commichau, Felix: Ausstellung der Künstlerkolonie in Darmstadt, [2]: Patriz Huber, Darmstadt
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0255
552
Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt. Patriz Huber,
T
I
PATRIZ HUBER—DARMSTADT.
Haus Gluckert. Vorhang zwischen Rauch-Zimmer und Diele.
Familie. Das eingebaute Stadt - Wohnhaus
hat nach und nach die Diele eingeschränkt
und hat aus räumlichen Gründen schliesslich
ganz auf sie verzichten müssen. Das stets
lebendige Verlangen nach einem neutralen
Räume inmitten der Wohnung erwählte
sodann das beste Zimmer im Hause, aus
welchem schliesslich unsere ominöse »gute
Stube« wurde, der Stapelplatz jener fürchter-
lichen Kostbarkeiten, die unter dem Namen
»Nippes« ein fröhliches Dasein und eine
weite Verbreitung genossen, und deren
blosse Erwähnung schon den unangenehmen
Eindruck von Zerbrechlichkeit und boden-
loser Nichtigkeit hervorruft. Sogenannte
Prunk-Möbel, die in ihrer difficilen Aus-
staffierung nicht zum Gebrauche, sondern
eigentlich nur zum »Schonen« da waren,
bildeten das Hauptstück dieser »guten Stube«,
welche durch die vorsorgliche Hausfrau
meistens unter Verschluss gehalten wurde.
Die neue Zeit hat glücklicherweise begonnen,
in diesem, seinem eigentlichen Zwecke so
völlig entfremdeten Raum »aufzuräumen«,
— begonnen, denn die völlige Beseitigung
dieser zwecklosen Prunk-Rumpelkammer ist
eine Arbeit für Jahrzehnte, wenn sie ange-
sichts der ungeheueren Verbreitung derselben
überhaupt gelingt. An ihre Stelle wird in
der besseren städtischen Miets-Wohnung das
gebrauchsfähige Gesellschafts- und Musik-
Zimmer, in dem freistehenden Einfamilien-
hause, der Villa, die Halle gesetzt, und damit
einem Konzentrierungs - Bedürfnis der Be-
wohner wieder völlige Rechnung getragen.
Ihrer Bestimmung gemäss sie auszustatten,
ist jedoch nur dann möglich, wenn sie mit
dem Eingange des Hauses und dem Vor-
Raum nicht unmittelbar zusammenhängt und
vor allem direkte Tages-Beleuchtung erhält.
Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind,
wird es dem Innen-Künstler wohl unmöglich
Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt. Patriz Huber,
T
I
PATRIZ HUBER—DARMSTADT.
Haus Gluckert. Vorhang zwischen Rauch-Zimmer und Diele.
Familie. Das eingebaute Stadt - Wohnhaus
hat nach und nach die Diele eingeschränkt
und hat aus räumlichen Gründen schliesslich
ganz auf sie verzichten müssen. Das stets
lebendige Verlangen nach einem neutralen
Räume inmitten der Wohnung erwählte
sodann das beste Zimmer im Hause, aus
welchem schliesslich unsere ominöse »gute
Stube« wurde, der Stapelplatz jener fürchter-
lichen Kostbarkeiten, die unter dem Namen
»Nippes« ein fröhliches Dasein und eine
weite Verbreitung genossen, und deren
blosse Erwähnung schon den unangenehmen
Eindruck von Zerbrechlichkeit und boden-
loser Nichtigkeit hervorruft. Sogenannte
Prunk-Möbel, die in ihrer difficilen Aus-
staffierung nicht zum Gebrauche, sondern
eigentlich nur zum »Schonen« da waren,
bildeten das Hauptstück dieser »guten Stube«,
welche durch die vorsorgliche Hausfrau
meistens unter Verschluss gehalten wurde.
Die neue Zeit hat glücklicherweise begonnen,
in diesem, seinem eigentlichen Zwecke so
völlig entfremdeten Raum »aufzuräumen«,
— begonnen, denn die völlige Beseitigung
dieser zwecklosen Prunk-Rumpelkammer ist
eine Arbeit für Jahrzehnte, wenn sie ange-
sichts der ungeheueren Verbreitung derselben
überhaupt gelingt. An ihre Stelle wird in
der besseren städtischen Miets-Wohnung das
gebrauchsfähige Gesellschafts- und Musik-
Zimmer, in dem freistehenden Einfamilien-
hause, der Villa, die Halle gesetzt, und damit
einem Konzentrierungs - Bedürfnis der Be-
wohner wieder völlige Rechnung getragen.
Ihrer Bestimmung gemäss sie auszustatten,
ist jedoch nur dann möglich, wenn sie mit
dem Eingange des Hauses und dem Vor-
Raum nicht unmittelbar zusammenhängt und
vor allem direkte Tages-Beleuchtung erhält.
Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind,
wird es dem Innen-Künstler wohl unmöglich