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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Rüttenauer, Benno: Hans Christiansen und sein Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0066

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B. Rüttenauer: Hans Christiansen und sein Haus.

haus Christiansen. Klavier - Nische unter der Treppe in der Halle.

Flügel (»Mand-Olbrich«) nach Entwurf von Prof. Olbrich ausgeführt von Mand—Coblenz.

wenn es von Grün umrankt, von Blumen
in Fülle umleuchtet und von Sommersonne
umglänzt ist, als schöne Harmonie empfinden
kann. Aber im November, zwischen nassen,
nebeltriefenden, kahlen Ästen? Und im
Schnee des Winters? Da müsste es einem
vielleicht ein wenig leid thun!

Doch hat man kaum den Satz aus-
gesprochen, so fällt einem ein, dass der
blumige Süden die Architektur-Plächen gern
schneeweiss hält und dass das tieffarbige
Ornament eine Liebhaberei des Nordens ist.
Die tiefen, warmen Farben sollen einen
warmen Eindruck machen. Es ist nordischer
Geschmack, der in der »Villa in Rosen«
zum Ausdruck kommt. Was die romanischen
Südländer unter nordischer Barbarei in der
Kunst verstehen, ist uns nicht immer ganz
klar: aber vielleicht würden sie vor diesem
Christiansen'schen Erker einen Hauch davon
verspüren. Die tiefsinnige Symbolik der
Gestalten — deren Fleischton viel zu rot

ausgefallen ist — möchte sie in ihrem Ver-
dacht noch bestärken, ebenso wie die klotzigen
Säulen, die trotz aller Glas-Mosaik nicht
eigentlich prächtig wirken und die sich in
ihrer unorganischen schlechten Eingliederung
fast unbeholfen, die sich, mit einem Wort,
ungeheuer nordisch ausnehmen. Aber ein
Dokument deutscher Kunst, d. h. nordischer
Kunst, will es ja eben sein.

Wer das Christiansen'sche Haus erst
aus unseren Abbildungen kennen lernt, wird
sich über meine Betonung der Farbigkeit
wundern. Denn er sieht alle grossen Flächen
daran weiss und unbemalt. In den wenigen
farbigen Teilen, dem Erker, der Dachlaube
und dem Dach selber, ist Christiansen dafür
um so tiefer in die Farbe gegangen. Doch
mag es nicht an ihm gelegen haben, dass
das Dach etwas allzugiftig grün ausgefallen
ist. Künstlerische Ideen kommen nicht immer
so aus der Fabrik wie sie hineingegangen
sind. Besonders hat die grosse Eiligkeit der
 
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