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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Darmstadt, Stuttgart und München als Heim-Stätten moderner Gewerbe-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0262

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250 Darmstadt, Stuttgart und München als Heimstätten moderner Gewerbe-Kunst.

nicht umhin, diese für die schöne Isar-Stadt
tief beklagenswerte Thatsache zuzugestehen.
Noch im Herbste glaubten die Münchener
Blätter mit mehr oder minder guten Witzen
sich um die Diskussion der von einem unserer
Mitarbeiter unter dem Titel »Darmstadt, die
werdende Kunst-Stadt« angeregten Fragen
»herumdrücken« zu können: freilich nur mit
dem Erfolg, dass sie nun selbst die Lage
Münchens noch schwärzer schildern müssen,
als es dort geschehen war.

Die Verluste Münchens mehren sich
ganz erschreckend. Hier folge eine kleine
Liste derjenigen Künstler, welche bei Ein-
leitung der Bewegung in München in ent-
scheidender Weise mitwirkten:

Berlepsch, Eckmann, Obrist, Riemer-
schmid, Behrens, Pankok, Bruno Paul,
Krüger, Bertsch, Dülfer, Fischer, Endell,
Schmuz-Baudiss, drei der Herren v. Heider,
Erler, Gross. Das sind 18 Künstler. Von
diesen hat München bis heute 10 verloren:
Eckmann, Endell und Schmuz-Baudiss an
Berlin, Pankok, Krüger und Fischer an
Stuttgart, Karl Gross an Dresden, zwei der
Herren von Heider an Magdeburg, Behrens
an Darmstadt: also bereits mehr als die
Hälfte der Persönlichkeiten, welche einst in
München die Entwickelung in Fluss brachten.
Doch damit ist Münchens Verlust-Liste noch
lange nicht abgeschlossen. Denn München
verlor auch eine Reihe jüngerer Künstler,
die entschieden zählen, und die man dort
hätte fesseln können, nämlich: Habich, Huber

und Bürck an Darmstadt, B. Wenig an
Hanau, Paul Lang an Magdeburg u. a. *)
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass
noch weitere Berufungen von München weg
erfolgt sind, denen sicher noch Dieser oder
Jener Folge leisten wird und — muss. Denn
leider scheinen alle Mahnungen und Vor-
stellungen an maassgebender Stelle ungehört
zu verklingen und man kann es nur allzu
gut verstehen, dass die ernst zu nehmenden,
urteilsfähigen künstlerischen und kunst-
gewerblichen Kreise Münchens und seiner
Freunde mit Bangen in die Zukunft sehen.

Wenn sich also gut - münchnerische
Stimmen noch pessimistischer äussern, als es
in dem von uns veröffentlichten Aufsatze
»Darmstadt, die werdende Kunst-Stadt« im
Hinblick auf die nunmehr durch die Thatsachen
voll bewiesenen Umstände geschah, so ver-
dient das besondere Beachtung. Nicht einmal
den Trost kann man München belassen, dass,
wie das Darmstädter Beispiel zeige, die Be-
wegung an anderen Orten nicht an Boden
gewänne; denn abgesehen davon, dass der
Aufschwung in Berlin, Dresden, Karlsruhe,
Stuttgart, Nürnberg, Magdeburg Krefeld etc.
immer erfreulichere Dimensionen annimmt,
wird auch in Darmstadt selbst durch die
Initiative des von hoher Schaffensfreude
und wahrhaft künstlerischem Sinne erfüllten
Grossherzoges noch mancher neue Versuch
gewagt werden und, wenn die rechten Männer
an's Werk gehen, auch noch mancher hohe
Traum früher oder später in Erfüllung gehen.

*) Nachstehende tabellarische Übersicht soll diese Verhältnisse noch mehr veranschaulichen.

1897 und spät

er thätig in:

Davon in München
heute noch thätig:

Berufen nach:

München:

Behrens
Berlepsch
Bertsch
Bürck

München:

v. Heider I.
v. Heider II.
v. Heider III.
Huber

Berlepsch
Bertsch
Dülfer
Erler

v. Heider I.*)

Berlin:

Eckmann
Endell

Schmuz-Baudiss
Darm Stadt:

Stuttgart:

Fischer
Krüger
Pankok

Magdeburg:

v. Heider I.

Dülfer

Krüger

Obrist

Behrens

v. Heider II.

Eckmann

Lang

Paul

Bosselt*)

Lang, Alb. Müller *)

Endell

Obrist



Bürck

Dresden:

Erler

Pankok

") in Schongau.

Christiansen *)

Gross

Fischer

B. Paul



Habich

Schumacher *)

Gross

Schmuz-Baudiss



Huber

Hanau:

Habich

Wenig



Olbrich*)

Wenig







') nicht aus München.

*) nicht aus München.
 
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