DOI Artikel:
Engels, Eduard: Bildhauer R. Förster - München
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0123
414
Eduard Engels -München :
R. FÜRSTER—MÜNCHEN.
•»Die Büsserin«. Marmor.
Bildhauer R. Förffer—münchen.
Die Aufgabe, über den Bildhauer
R. Förster zu schreiben, ruft mir die
Wirksamkeit des Künstler-Vereins
» Phalanx«in's Gedächtnis, der uns Münchenern
im verflossenen Herbste die Bekanntschaft
dieses vielverheissenden Talentes vermittelte.
Unzufrieden über die Schläfrigkeit des
Münchener Kunst-Lebens während der langen
Zwischenpausen von Ausstellung zu Aus-
stellung, hatten sich eine Anzahl Maler, Bild-
hauer, Zeichner, Innen-Künstler zusammen-
gethan, um durch Vorführung beachtenswerter
Erzeugnisse der Moderne einiges Leben in die
Stadt zu bringen. Ein Plakat, das geharnischte
Ritter im Sturm-Lauf gegen ein diskret
beiseite gelassenes Angriffs-Objekt darstellte,
prangte alsbald an allen Litfass-Säulen und in
Gegenwart unserer hervorragendsten Künstler
wurde die erste Ausstellung der jungen Stürmer
abgehalten. Diese Ausstellung war äusserst
interessant, wurde in der gesamten Presse
gelobt, gab den Künstlern in ihren Kaffees
Gelegenheit zu den erbaulichsten Disputationen,
endigte aber gleichwohl nicht mit einem Sieg
der geharnischten Ritter über das diskret
beiseite gelassene Angriffs-Objekt. Und wie
ihr, so erging es all' ihren Nachfolgerinnen,
Monat um Monat, ein ganzes Jahr lang. Die
schönsten Dinge wurden vorgeführt, aber
der Mohr, der zu gleicher Zeit als Billeteur,
Verkäufer und Aufseher im Ausstellungs-
Lokal thätig war, hatte an seinem gelben
Tischchen, umringt von ganzen Stössen Ein-
tritts-Karten, Katalogen, Preis-Listen, tagaus
tagein nichts anderes zu thun, als zu gähnen
oder die Zeitung zu lesen. Die geharnischten
Ritter vermochten ihren Gegner nicht nur
nicht zu bezwingen, es gelang ihnen nicht
einmal, ihn zu stellen — er war und blieb
unsichtbar. — So legten die Geharnischten
denn notgedrungen im verflossenen Winter
die schwere Eisen-Rüstung ab, räumten das
Eduard Engels -München :
R. FÜRSTER—MÜNCHEN.
•»Die Büsserin«. Marmor.
Bildhauer R. Förffer—münchen.
Die Aufgabe, über den Bildhauer
R. Förster zu schreiben, ruft mir die
Wirksamkeit des Künstler-Vereins
» Phalanx«in's Gedächtnis, der uns Münchenern
im verflossenen Herbste die Bekanntschaft
dieses vielverheissenden Talentes vermittelte.
Unzufrieden über die Schläfrigkeit des
Münchener Kunst-Lebens während der langen
Zwischenpausen von Ausstellung zu Aus-
stellung, hatten sich eine Anzahl Maler, Bild-
hauer, Zeichner, Innen-Künstler zusammen-
gethan, um durch Vorführung beachtenswerter
Erzeugnisse der Moderne einiges Leben in die
Stadt zu bringen. Ein Plakat, das geharnischte
Ritter im Sturm-Lauf gegen ein diskret
beiseite gelassenes Angriffs-Objekt darstellte,
prangte alsbald an allen Litfass-Säulen und in
Gegenwart unserer hervorragendsten Künstler
wurde die erste Ausstellung der jungen Stürmer
abgehalten. Diese Ausstellung war äusserst
interessant, wurde in der gesamten Presse
gelobt, gab den Künstlern in ihren Kaffees
Gelegenheit zu den erbaulichsten Disputationen,
endigte aber gleichwohl nicht mit einem Sieg
der geharnischten Ritter über das diskret
beiseite gelassene Angriffs-Objekt. Und wie
ihr, so erging es all' ihren Nachfolgerinnen,
Monat um Monat, ein ganzes Jahr lang. Die
schönsten Dinge wurden vorgeführt, aber
der Mohr, der zu gleicher Zeit als Billeteur,
Verkäufer und Aufseher im Ausstellungs-
Lokal thätig war, hatte an seinem gelben
Tischchen, umringt von ganzen Stössen Ein-
tritts-Karten, Katalogen, Preis-Listen, tagaus
tagein nichts anderes zu thun, als zu gähnen
oder die Zeitung zu lesen. Die geharnischten
Ritter vermochten ihren Gegner nicht nur
nicht zu bezwingen, es gelang ihnen nicht
einmal, ihn zu stellen — er war und blieb
unsichtbar. — So legten die Geharnischten
denn notgedrungen im verflossenen Winter
die schwere Eisen-Rüstung ab, räumten das