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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Wettbewerb: Initialen, Monogramme und Druckschrift
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LuxBrües, Ernst: Eine niederländische Kunst-Ausstellung in Krefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0222
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5H

HANS HASCHER—LEIPZ1G-R.

SCHRIFT-ENTWURF. EINE PRÄMIE VON 30 MK.

Eine niederländifche KunH-Husff eilung in Krefeld.

Dem Krefelder Kaiser Wilhelm-Museum
ist von jeher Schillers Wort »Der
Lebende hat recht« ein kräftig werbendes
Leit-Motiv gewesen. Die heimische Kunst-
Arbeit früherer Zeit galt ihm als heiliger,
stetig sich mehrender Besitz. Aber es ist
kein Mausoleum, worin die Besucher mit
ehrfürchtigem Schauer den toten Schätzen
vergangener Jahrhunderte gegenübertreten.
Es wirkt vor allem in der Gegenwart,
inmitten der grossen Bewegung, die überall
so zukunftsfroh und verheissungsvoll sich
äussert. Wenn man die Beschränktheit
der Mittel erwägt, die der Leitung des
Museums vorläufig noch zur Verfügung
stehen, wenn man bedenkt, dass die Seiden-
und Sammet-Stadt nicht an dem mächtigen
Verkehrs - Strome liegt, der allsommerlich
durch die Rheinlande flutet, so kann man
wohl sagen, dass kein deutsches Museum
im letzten Lustrum energischer und erfolg-
reicher an der Ausbreitung moderner Kunst-
Prinzipien gearbeitet hat, als das Kaiser
Wilhelm-Museum in Krefeld. Ausstellungen
aus allen Gebieten künstlerischen Schaffens
haben sich abgelöst, und ihre erzieherische
Einwirkung auf das Krefelder Kunst-Hand-
werk ist allenthalben zu spüren.

Im Sommer pflegt eine grössere, mehrere
Gebiete künstlerischer Thätigkeit umfassende

oder die moderne Kunst eines ganzen Volkes
in vortrefflicher Auslese vorführende Aus-
stellung weit über den Krefelder Bezirk
hinaus Besucher anzulocken. Der vlämischen,
der nordischen ist diesmal eine niederländische
Ausstellung gefolgt, die eine ziemlich lücken-
lose Übersicht über die holländische Kunst
unserer Zeit gibt. Wenn der mir zugewiesene
Raum es auch nicht erlaubt, die Einzelheiten
der Veranstaltung nach Gebühr zu schildern,
so wird es doch möglich sein, in grossen
Zügen das Wesentliche hervorzuheben.

Die Ausstellung ist von 25 Künstlern
mit 530 Arbeiten beschickt. Die Malerei
umfasst genau 100 Werke, denen als gemein-
samer Zug eine wohlthuende Feinheit des
Kolorits nachzurühmen ist. Zunächst ist
Altmeister Israels zu nennen, der ausreichend
vertreten ist, um seine Eigenart zu bekunden.
Wir sehen Sand - Schiffer aus früherer Zeit,
den prächtigen Kopf eines alten Juden, und
als Frucht seiner letzten spanischen Studien-
Reise einen Thora - Schreiber, der in der
meisterhaften Behandlung des Lichts einen
Vergleich mit Rembrandt herausfordert. Die
90 Blätter zählende graphische Abteilung
enthält zudem eine grössere Zahl seiner
Radierungen in allerbesten Drucken. Auch
in das Wesen seiner schon verstorbenen
Zeit - Genossen erhält man, wenn auch nur
 
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