Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

DOI Artikel:
Fuchs, Georg: Melchior Lechters Pallenberg-Saal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22

Georg Fuchs: Melchior Lechters Pallenberg-Saal.

zugehen. — Alles ist um uns verän-
dert: das Licht des Tages scheint nicht
das unserer Sonne und ist doch auch
nicht die bunte Helle, welche uns
dort in den alten Kirchen, welche uns
zu St. Gereon oder zu St. Maria im
Kapitol geleuchtet hat. Die Luft scheint
von Gold und Blut zu schimmern; Holz,
Stein und Erz dünken unserem Auge
verwandelt: körperlos, unstofflich, »ver-
klärt«. Es ist uns mitunter, als sei
das alles um uns her ganz unwirklich;
es schwindelt uns fast, denn für die
Maßstäbe, die wir von aussen mitbringen,
ist hier alles maßlos und unsere Sinne
finden nirgends Halt an Gewohntem.
Ja es ist, als ob dem Meister unendlich
viel daran gelegen hätte, uns, wie er
uns aus aller Zeit heraushob, auch den
Begriff und das Gefühl des Raumes zu
nehmen. Es verlassen uns alle Schätz-
ungen für hoch und tief, für breit und

ELIEL SAARINEN—HELSINGFORS.

Vorplatz-Laterne.

ülelchior Lechters Pcillenberg=SciaL

Der von Melchior Lechter im Kunstgewerbe-
Museum zu Köln geschaffene Saal ist eine
Stiftung des verstorbenen Herrn Heinrich Pallenberg,
welche dessen Ehren-Gedächtnis den nachfahrenden
Geschlechtern bewahren wird. Sie ist einzig in
unserer Zeit, sowohl durch die königliche Frei-
giebigkeit des Stifters, als durch die priesterliche
Kunst des Meisters: Beide schenkten mit vollen,
übervollen Händen. Und so schreiten wir dort am
Hansa-Ring der uralten Bischofs - Stadt durch
Marmel-Pforten in einen Saal der goldenen Wunder,
der purpurnen Inbrunst und der blauen Stille, um
abgeschieden zu sein von dem Leben der Unrast,
das uns aussen rings umdonnert, um einzugehen in
ein fernes, fremdes Land, das keiner Zeit gehört.
Und es ist uns, als ob aus der leuchtenden Decken-
Mitte, wo die Engel ihren Reihen schlingen, eine
Stimme niedertöne: ziehe deine Schuhe aus, Fremd-
ling, denn der Ort, da du stehst, ist ein heiliger
Ort. — Lange stehen wir und zagen, weiter hinein-

ELiEL SAAKINEN.

Geschnitzte Holz-Säule.
 
Annotationen