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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Moderne Fächer von Margarethe Erler – Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0057

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moderne Fächer uon ülargcirefne Grler—Berlin.

Die treffliche Berliner Künstlerin, welcher
wir diese vier hier zum ersten Male vor
der Öffentlichkeit erscheinenden Fächer ver-
danken, ist durch ein langjährig betätigtes
Sammel-Interesse für gute alte Fächer und
Fächer-Blätter auf Seide (Peau ä la Louis XVI.
etc.) zu dem Entschlüsse gekommen, moderne
Fächer von eigenartigem Dekor zu schaffen.
Ihre Vorzüge bestehen vor allen Dingen in
dem intimen Farben-Reiz, den keine Foto-
grafie geben kann. Sie sind in durch-
sichtigen Aquarell-Tönen gemalt, Ton in
Ton liegen z. B. die Ebereschen-Büschel in
dem modefarbenen Gaze-Grunde. Bei einem
anderen Fächer liegen Blüten-Trauben und
Kranz in Feldern von mattgrünen Spitzen-
Stichen, die Kontur der Blüten ist hier mit
flachen Seiden - Stichen umnäht und zwar
liegen neben der mattrosa Linie, dem Grund-
ton der Blüten, noch ein blassvioletter Faden,
dadurch wird ein unbestimmbarer Farben-
Effekt hervorgerufen, der sehr originell ist.
Bei einem dritten liegen gleichmäßig sich
wiederholende Blüten - Rispen in der Farbe
Champagne in seladongrünen Spitzen-Feldern,
auch hier ist das Interessante durch die
Kontur hervorgebracht. Der Künstlerin

schwebten hierbei offenbar die japanischen
Holzschnitte vor, auf denen oft grosse Blüten-
Dolden nur durch weichen abgerundeten Ton
wiedergegeben, durch kleine Färb-Flecke
die Gliederung eingesetzt und angegeben ist.

Bei obenstehendem Fächer hat sich Frau
Erler wieder eine andere Aufgabe gestellt.
Aus der Mitte heraus wächst das Ornament,
Azaleen, und löst sich am oberen Rand des
Fächers aus. Die fahlgrünen Blätter sind mit
feinem Rot umstickt, die luftigen orangefarbe-
nen Azaleen mit stärkeren Stichen von gleich-
farbiger Seide. Die Innen-Felder der weissen
Gaze sind ganz herausgehoben und in zartem
maisgrün ä la Guipure gestickt. — Eine
ebenso reiche, wie vornehme Arbeit, zu der
das blonde, warm schillernde Schildpatt-
Gestell vorzüglich passt. — Gerade weil das
Fächer-Blatt so überaus reich ist, wird es
wirksam durch die Ruhe des Gestelles ge-
hoben. — Es ist nicht zu bestreiten, dass
in diesen Fächern etwas sehr Persönliches
liegt, was die Künstlerin wohl auch anstrebt
und was ihren Erfolg bei dem Publikum,
sowie auf ihren Kollektiv - Ausstellungen in
Kunst- und Kunstgewerbe-Vereinen (Berlin,
Leipzig, Magdeburg, Kiel) begreiflich macht.
 
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