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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Künstlerische Spielsachen aus München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0160

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15'

Künstlerische Kinder-Spielsachen aus Hlünchen.

Schon früher (vgl. S. 400, 428, 429 im Juni-Hefte 1903)
hatten wir Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass
die Gestaltung der Kinder-Spielzeuge bei unseren jüngeren
Gewerbe-Künstlern einer sichtlichen Vorliebe begegnet. Und
das mit Recht. Denn wenn es irgend ein Mittel gibt, den
Geschmack, die Fantasie, Erfindungs-Gabe und das ästhe-
tische Empfinden des Kindes gewissermaßen vom ersten
Tag an zu beeinflussen, so ist es, neben der Kleidung und
dem Kinder-Zimmer, das Spielzeug. Es ist daher sehr
erfreulich, dass man hierbei auch auf alte volkstümliche
Elemente wieder zurückgreift, wie es der Münchener Maler
Alex. Sahmann getan hat, als er in Russland die wunder-
vollen Spiel-Sachen der Bauern sammelte. Seine Kollektion
diente dann ihm und Frau von Beckerath zur Anregung
heim Entwerfen der Serie, welche wir auf der letzten Seite
dieses Heftes erstmals bekannt geben. Während jedoch die
bäuerlichen russischen Spiel-Sachen in ihrem ganzen Wesen
n<>ch durchaus roh sind, tragen die, welche unter Leitung
der Frau von Beckerath entstehen, den Stem|>el verfeinerter
Künstlerschaft. Freilich werden sie dadurch auch etwas

teurer als die primitiven Erzeugnisse russischer Haus-Arbeit;
der Satz der von der M. Ltttauerscben Kunst - Handlung
in München, Odeons-Platz in den Handel gebrachten
Beckerathschen Holz-Puppen kostet immerhin noch 10 Mk.
Eine Verbilligung dürfte aber wohl ganz sicher eintreten,
wenn die künstlerische Erzeugung erst richtig organisiert und
die Nachfrage eine recht lebhafte sein wird, was wohl nur
eine Frage der Zeit ist. Die kleineren Figuren können nach
dem »Schachtel - System« in den grösseren der betr. Serie
und schliesslich alle in der grössten Platz finden. — Jedenfalls
geben sie künstlerisch veranlagten und geschickten Damen
eine wertvolle Anregung und ein Beispiel, wie sich diese
Gaben in den Dienst der Kinder-Erziehung stellen lassen.
Hier öffnet sich ein weites Gebiet der Betätigung für künst-
lerisch und pädagogisch gleich beanlagte Damen. Und dieses
Gebiet ist geradezu unbegrenzt und erfordert täglich Neues.
Hoffen wir, dass diese poesievollen Schöpfungen dazu bei-
tragen werden, so manchen törichten Flitter und geschmacks-
widrigen Tand aus unseren Kinder-Stuben zu verdrängen und
an die Stelle verzuckerten Giftes, gesunde Kost zu setzen!

Seiten-Ansicht nebenstehender Figur.
DANIEL STOCKER—STUTTGART: *Die Seele*. Marmor-Figur.
 
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