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Lasser, Moritz Otto von: Von Paul Hausteins Schaffen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0191
Von Paul Hausteins Schaffen.
PAUL HAUSTEIN—DARMSTADT.
Herren-Zimmer.
AUSGEFÜHRT VON ALBERT FOCHLER, KUNST-SCHREINEREI IN MÜNCHEN.
Hand-Gelenkes, des stolzen, blanken Halses,
des seidigen Haares aussprechen; eigentlich
müsste Frauen - Schmuck — um also im
höchsten Grade zierend wirken zu können —
Jemals auf die Eigenart einer einzelnen
Trägerin abgestimmt und -getönt sein. Ein
solches Schaffen wäre freilich nur möglich,
wäre die Bildungshöhe unserer Käufer eine
andere; jedenfalls ist es schon als Fortschritt
2U bezeichnen, wenn ein Künstler es wagt,
rnit den traditionellen Überlieferungen auf
dem Gebiete von Edel - Metall - Arbeiten zu
brechen. Von diesem Standpunkt aus wollen
^aul Hausteins Arbeiten aufgefasst sein; sie
geben sich auch als Erzeugnis eines freien,
durch nichts angekränkelten Geistes. Das
Kollier, in Silber getrieben, auf der Rück-
seite mit Goldplatten belegt, mit Korallen,
halben Perlen und Katzenaugen ausgestattet,
mag mit den Ringen und anderen Schmuck-
Gegenständen dieses Urteil bestätigen. Wenn
wir den Künstler auf diesem Felde, wie auch
auf anderen, mit Sicherheit gestalten sehen,
So hat dies seinen Grund nicht zum mindesten
darin, dass er mit dem zu verarbeitenden
Material sehr vertraut ist, in den »Vereinigten
Werkstätten« zu München praktisch gear-
beitet hat, gedrückt, getrieben, montiert, wie
er denn auch heute am liebsten eine Idee
gleich in Metall etc. umsetzt. Das ist sehr
hoch zu veranschlagen. Die Erklärung für
ein solches Vorgehen bietet teils seine frisch-
zugreifende Natur, teils sein Studien- und
Entwickelungs-Gang. 1880 zu Chemnitz,
Sachsen, geboren, besuchte er in Dresden
und München die Kunstgewerbe-Schule, in
München auch die Akademie, wo er an
Josef Herterich einen Lehrer hatte, den wir
vorzüglich schätzen. Später wurde Paul
Haustein für die »Vereinigten Werkstätten«
gewonnen, wo er in der schon erwähnten
Weise, besonders auf dem Gebiete des
Schmuckes tätig war, denn im allgemeinen
rührt überhaupt die Ausführung seiner
diversen Arbeiten von ihm selbst her. Es
ist keine kleine Reihe von Leistungen, die
er vollbracht: Stock- und Schirm - Griffe,
Schalen, Schmuck-Kassetten, Tinten-Fässer,
PAUL HAUSTEIN—DARMSTADT.
Herren-Zimmer.
AUSGEFÜHRT VON ALBERT FOCHLER, KUNST-SCHREINEREI IN MÜNCHEN.
Hand-Gelenkes, des stolzen, blanken Halses,
des seidigen Haares aussprechen; eigentlich
müsste Frauen - Schmuck — um also im
höchsten Grade zierend wirken zu können —
Jemals auf die Eigenart einer einzelnen
Trägerin abgestimmt und -getönt sein. Ein
solches Schaffen wäre freilich nur möglich,
wäre die Bildungshöhe unserer Käufer eine
andere; jedenfalls ist es schon als Fortschritt
2U bezeichnen, wenn ein Künstler es wagt,
rnit den traditionellen Überlieferungen auf
dem Gebiete von Edel - Metall - Arbeiten zu
brechen. Von diesem Standpunkt aus wollen
^aul Hausteins Arbeiten aufgefasst sein; sie
geben sich auch als Erzeugnis eines freien,
durch nichts angekränkelten Geistes. Das
Kollier, in Silber getrieben, auf der Rück-
seite mit Goldplatten belegt, mit Korallen,
halben Perlen und Katzenaugen ausgestattet,
mag mit den Ringen und anderen Schmuck-
Gegenständen dieses Urteil bestätigen. Wenn
wir den Künstler auf diesem Felde, wie auch
auf anderen, mit Sicherheit gestalten sehen,
So hat dies seinen Grund nicht zum mindesten
darin, dass er mit dem zu verarbeitenden
Material sehr vertraut ist, in den »Vereinigten
Werkstätten« zu München praktisch gear-
beitet hat, gedrückt, getrieben, montiert, wie
er denn auch heute am liebsten eine Idee
gleich in Metall etc. umsetzt. Das ist sehr
hoch zu veranschlagen. Die Erklärung für
ein solches Vorgehen bietet teils seine frisch-
zugreifende Natur, teils sein Studien- und
Entwickelungs-Gang. 1880 zu Chemnitz,
Sachsen, geboren, besuchte er in Dresden
und München die Kunstgewerbe-Schule, in
München auch die Akademie, wo er an
Josef Herterich einen Lehrer hatte, den wir
vorzüglich schätzen. Später wurde Paul
Haustein für die »Vereinigten Werkstätten«
gewonnen, wo er in der schon erwähnten
Weise, besonders auf dem Gebiete des
Schmuckes tätig war, denn im allgemeinen
rührt überhaupt die Ausführung seiner
diversen Arbeiten von ihm selbst her. Es
ist keine kleine Reihe von Leistungen, die
er vollbracht: Stock- und Schirm - Griffe,
Schalen, Schmuck-Kassetten, Tinten-Fässer,