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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Zobel, Victor: Darmstädter Künstler-Kolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0221

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IDenn auch bie JTIitglieberzahl Der Kolonie mit ber 3eit roobl erhöht
ererben mag, fo ift fie bod] audi in irjrer heutigen 3ufammenfeßung
roohl imftanbe, bie öebanken in bie Tat umzufetyen, bie bei ber örünbung
bie leitenben roaren. Sie roeiß, baß fie eine Kultur=flufgabe zu erfüllen
bat, beren Derroirklichung befonbers ben breiteren Schichten ber
Beoölkerung zugute kommen foll. Cs ift eine täglid] härter brängenbe
TTotroenbigkeit geroorben, gerabe ben weniger Bemittelten roirtfdjaftlich
Don ben Uerfertigern billiger unb verlogener Sd)leuber=lDaren unab-
hängig zu machen, fein fjaus, feine ganze Umgebung roürbiger zu ge-
ftalten, fie in Einklang mit feinem eigenen, roarjren IDefen zu bringen.
Bei allem künftlerifchen Staffen fehen roir heute bas Beftreben Dor-
herrfchen, ben abgeriffenen 3ufammenhang mit ber Uergangenheit roieber-
zufinben; bas ift ein natürlicher üorgang, unb er roirb notroenbig zur
gebeihlichen Cntroickelung fein. ITIan roirb bas Gute aus ben 3eiten ber
fortlaufenben Überlieferung zu erhalten fuchen, oor Allem bas fjeimat-
liehe, bas, roas in ihnen «beutfeh« roar. Uberall roirb man bem
öefunben, Schlichten, £infach=£beln, rein Sachlichen, ja bem Derben,
roie es in fo prächtiger Flrt unfere im Sterben begriffene Bauern-
Kultur zeigt, ben Uorzug Dor bem reichten, Komplizierten, Rbfdjroeifenben,
Brdiaifierenben geben. So roirb man ficher fein, baß man auf bem
rechten IDege ift. Ruf bem rechten TDege; benn man ift überzeugt,
baß bas 3iel, einen aus feiner 3eit geroachfenen, allgemein = gültigen
Stil mit feinen Segnungen Dielleicht erft bie nädifte ober eine fpätere
Generation erreichen roirb. TDenn bie Schaffenben babei bie Äugen
auf ein Uorbilb gerichtet halten, bas uns Deutfchen fo nahe liegt, auf
Cnglanb mit feiner eigentlich nirgenbs unterbrochenen Kultur = £nt-
roickelung unb ihren köftlichen Blüten, nicht nachahmenb, fonbern nad]-
eifernb, fo hat bie beutfdje angeroanbte Kunft allen örunb, ber 3ukunft
zu oertrauen; unb bie «Darmftäbter Künftler=Kolonie» unter ber
fdjüßenben rjanb ihres hohen Protektors roill ein geroichtiges IDort
bei biefer Cntroickelung mitfprechen. ro
«Die Künfte kann niemanb förbern als ber JTIeifter» hat in ftolzem
Selbftberoußtfein Goethe einmal gefagt. Fiber er hat hinzugefügt, baß
ber JTIäcen roohl ben Künftler förbern könne, unb er hat felber ein
langes JTIenfchen=£eben fid] einem fürftlidien öönner, ber zugleid) fein
Freunb roar, beinahe kinblidj Dertraut. Das ift, meine ich, auch Im
Sinne bes Darmftäbter Werkes unb feines hellblickenben Urhebers
gefprochen unb gehanbelt. — metor 3obei.
 
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