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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Rambosson, Yvanhoé: Vom Herbst-Salon zu Paris 1903
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0262

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P. GODGÜIN

— PARIS.

»Der abgeschlagene Kopf*.

Vom ßerbsf- Salon zu Paris 1903.

Nach einer zweijährigen Vorbereitungs-
Periode öffnete der Herbst-Salon im
Oktober wieder seine Pforten. Mit lebhaftem
Beifall hat Paris diese Manifestation origi-
neller und moderner Kunst aufgenommen,
die sich von der des Mai-Salons durch
mehrere glückliche Neuerungen in der Zu-
sammenstellung der Jury und der Vor-
führung der Werke auszeichnet. Während
anderwärts die Jury ausschliesslich aus
Künstlern besteht, sind im Herbst-Salon
auch eine gewisse Anzahl von Kunst-
Kritikern und sachverständigen Sammlern
lr> die Reihe der Fachmänner vom Pinsel,
vom Meisel und der Radier-Nadel berufen
Worden, und ihre Gegenwart hat in die Zu-
lassungs-Verhandlungen einen mehr eklekti-
zistischen Zug gebracht, welcher einer Ver-
einigung von Meistern, die befürchten die
Beute von Intriguen oder der Parteien zu
werden, oft fehlt. Die Farbe des Salons
!st hiervon merklich beeinflusst; die ver-
schiedensten Richtungen berühren sich hier.
Alle sind berücksichtigt worden unter der
Bedingung, dass sie ein Streben nach neuen

Formen der Schönheit vertreten. Was die
Jury diesmal unerbittlich zurückgewiesen
hat, sind Arbeiten — manchmal von voll-
kommener Ausführung — hervorgegangen
aus einer ziemlich oberflächlichen Auffassung
des sonst so belebenden Studiums der Natur,
Zeugnis jener banalen und unheilvollen Lehr-
weise, die immer noch an der Ecole des
Beaux Arts wütet und in dem immer noch
viel besuchten Atelier Julian. Hinsichtlich
der Vorführung der Werke hat die Auf-
stellungs-Kommission einen recht modernen
Neuerungs-Akt vollbracht, indem sie die
Ausstellung der Werke nach Sektionen auf-
hob, und den Salon so viel als möglich
nach den Prinzipien der Dekoration eines
zeitgemäßen Interieurs ausstattete. Das
heisst, dass Malereien, Gravüren, Skulpturen,
Mobiliar, nach keiner anderen Ordnung ver-
einigt sind, als der ihrer Harmonie und
Farbe, und dass das Publikum die Empfin-
dung mitnehmen muss, die weiten Räume
eines Kunst-Freundes durchwandert zu haben.

Ich kann hier keine ausführliche Be-
schreibung der im Herbst-Salon ausgestellten

1904. IV. 6.
 
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