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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Scheffers, Otto: Arthur Michaelis - Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0327

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Otto Schepers—Dessau: Arthur Michaelis—Leipzig.

Arthur Michaelis-Leipzig.

Die Ursachen für den jetzigen Umschwung
in den Anschauungen von Künstlern
und Laien sind mannigfaltiger Art. Eine der
wesentlichsten Ursachen dürfte darin liegen,
dass durch die Verbesserung der mechanischen
Reproduktions-Verfahren eine ganze Anzahl
tüchtiger Künstler veranlasst wurden, sich
den graphischen Künsten zu widmen, deren
Natur eine möglichste Vereinfachung der
Ausdrucks-Mittel bedingt. Es ist vielleicht
kein Zufall, dass gerade in Leipzig, dem
Mittelpunkte des Buchdruckes, die Künstler
mit besonderer Vorliebe die »Zeichnung«
pflegen, welche sich besser als die »Malerei«
im engeren Sinne des Wortes für den Druck
eignet. — Unter den Künstlern dieser Stadt
nimmt meiner Überzeugung nach Arthur
Michaelis eine hervorragende Stelle ein.
Obwohl auch er hauptsächlich den Stift hand-
habt, so unterscheiden sich seine Werke doch
nach Inhalt, Auffassung und Technik wesent-
lich von denen seiner Leipziger Kollegen.
Er strebt nicht nach malerischer Wirkung

mittels technischer Finessen. Selbst, wenn
er direkt auf Stein zeichnet, sucht er mit
den einfachsten Mitteln unter Verschmähung
feiner Ton-Unterschiede auszukommen. Am
liebsten drückt er seine Gedanken in knapper
aphoristischer Technik mit dem Bleistift aus.
Seine Werke befassen sich mit sozialen,
philosophischen und religiösen Problemen
und sind nicht frei von einer gewissen Sym-
bolik. Das Hellenentum ist ihm ziemlich
fremd, jedenfalls hat er davon eine andere
Vorstellung als unsere Philologen und die
meisten Künstler, doch lässt sich ein Ein-
fluss seiner italienischen Studien auf Gang,
Haltung und manche Gebärden seiner Figuren
und auf die Komposition erkennen. Hervor-
gegangen aus grosser Gemüts-Tiefe, haben
seine Bilder mit allen kerndeutschen Kunst-
Werken das gemeinsame Karakteristikum,
im einzelnen zuweilen herb, ja abstossend
zu wirken. Man darf sie nicht oberflächlich
betrachten, man muss ihnen mit einer inneren
Sammlung halbwegs entgegenkommen, wenn
man ihre Schönheiten entdecken will, dann
aber wird man sie auch entdecken und
 
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