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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Schulze-Köln, Otto: Malerin Clara Walther - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0083

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434

Malerin Clara Walther—Berlin.

CLARA WALTHER—BERLIN.

»Rast«.. Nach einem Oelgemälde.

Ulalerln Clara Walther—Berlin,

Wieder ein neues starkes Talent, dem
wir unsere Spalten öffnen konnten.
Es ist erfreulich zu sehen wie die Zahl der-
jenigen Künstlerinnen wächst, die diesen
Begriff weniger für sich beanspruchen als
ihn logischer Weise zu allererst durch ein
angemessenes Können auszufüllen trachten.
Kunst bleibt Kunst, gleich, von wem sie geübt
wird, wenn sie ihre Sonne strahlen lässt. Be-
rufene sondert sie nicht nach dem Geschlecht,
wägt dem Weibe an sich nicht weniger zu als
dem Manne. Nur die Empfindungsweise der
von ihr Berufenen und Auserwählten ist eine
abweichende, denn die feminine Passivität
des Weibes steht der maskulinen Aktivität
des Mannes direkt diametral gegenüber.
In der Kunst ist das umso fühlbarer, je mehr
sich das Weib vom männlichen Vorbilde
emanzipiert. Gott sei Dank, dass eine Drang-
periode, wie die der Hermione von Preuschen
auf unsern Nachwuchs malender Damen, der
es in künstlerischen Dingen wesentlich
ernster nimmt als die von jener Malerin ver-

tretene Generation, ohne Nachwirkung ge-
blieben ist, denn wir würden sonst von einer
weiblich gearteten Kunst kaum zu sprechen
vermögen. Und das würde aufrichtig zu
beklagen sein, denn das Weib als solches,
als Produzierende in der Kunst und Poesie
vermissen zu sollen, würde eine kulturelle
Verarmung für uns, namentlich für uns
Deutsche, bedeuten, unter der die Volksseele
erkranken würde.

Clara Walther schliesst sich im Können
eng an die Kunst Julie Wolfthorns an, der
wir im voraufgegangenen Heft unsere Wür-
digung zu teil werden Hessen. Nur ist die
Psyche der Kunst Clara Walthers noch weib-
licher, in sich zurückgezogener als die der
Kunst Julie Wolfthorns, die mehr das Re-
präsentative vertritt. Beider Kunst fordert
zu interessanten Vergleichen heraus, beider
Kunst berührt ungemein sympathisch, beider
Kunst verwebt sich zu Harmonieen, deren
Klang uns seither fremd war. Ich mag sie
alle nicht, die über ihr Geschlecht gewalt-
 
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