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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Lyka, Karl: Drei ungarische Künstler: Alexander Nagy, Aladàr Kriesch, Eduard Wigand
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0291

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642

Karl Lyka—Budapest:

ALEXANDER NAGV.

■»Die Aehrenleser«, Temperabild.

Drei ungarische Künstler.

ALEXANDER NAGY • ALADAR KRIESCH • EDUARD WIGAND.

In einem östlichen Winkel von Ungarn, in
Kalotaszeg, arbeiteten vor Jahren drei
Künstler: Alexander Nagy, der Grafiker,
Aladär Kriesch, der Freskenmaler, und
Eduard Wigand, der Gewerbekünstler, der
unseren Lesern schon durch verschiedene
kleine Veröffentlichungen in der »Deutsche
Kunst und Dekoration« Bd. ii, 1903S. 97— 99,
sowie in der »Innen-Dekoration« Bd. XIV
1903 S. 85—92 wohlbekannt ist. Die alt-
ursprüngliche Volkskunst jener Gelände hatte
es ihnen angetan. Es gibt in Ungarn keinen
Flecken, wo das Ornament - Motiv sich so
blühend entfaltet hätte und doch so ländlich
einfach aus seinem Material herauswüchse.
Es lässt sich hier in seiner Entwicklung
gleichsam ertappen. Wo die häusliche
Kunst so schafft, kann man auch höchst
interessante psychische Erlebnisse erwarten.
Für Alexander Nagy mag aber dies hoch-
wichtig gewesen sein: sind doch seine
Zeichnungen und Radierungen eben Ergüsse,
welche Bilder seiner reichen seelischen Er-
lebnisse spiegeln. Ein Mann, dessen Leben
zwischen den blühenden Lilien seines vesz-
premer Gartens sanft dahinfliesst, dem ma-
teriellen Getriebe abhold, strebt er immer
wieder, sein schwer errungenes Lebensideal
mit seinem Stift beredt darzustellen, wobei

die Tendenz sichtlich ins Auge fällt. Doch
ist Nagy viel zu sehr Künstler, um nicht
zu wissen, dass derartige Darstellungen eine
überredende Kraft nur ihrem ausdrucks-
fähigen , eindringlichen Vortrag verdanken.
Konventioneller Symbolismus ist eine ver-
rostete Waffe; für abstrakte Gedanken
haben nur Darstellungen werbende Kraft,
welche aus glühender Überzeugung geboren
in jeder Linie gleichsam das Vibrieren des
persönlichen Erlebnisses spiegeln. Dies hebt
Nagy über viele seichten Maler-Philosophen
und stempelt ihn zum Künstler. Dies erklärt
auch, warum er sich so eingehend und so
liebevoll mit allen Techniken befasst, welchen
die Erzeugnisse des modernen Kunstgewerbes
entspriessen. Rühmlich bekannt sind in
Ungarn all die Leder- und Textil-Arbeiten,
die Nagy jährlich den Ausstellungen des
Ungarischen Kunstgewerbe-Vereins bei-
steuert. In künstlerisch geklärter Form be-
gegnen wir hier jenen glücklich gelösten orna-
mentalen Formen, denen die ungarische Volks-
kunst seit Jahrhunderten zustrebt. Es ist ein
Adagio der sachte geschwungenen Linien,
welche dann plötzlich in einem feurigen
Allegro zu reich gegliederten Formenbündeln
zusammenschiessen. In diesen Arbeiten
spricht eine gut verstandene Heimatskunst ihre
 
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