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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Zimmermann, Ernst: Fotografie auf der Dresdner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0324

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675

ALFRED STIEGLITZ-NEW-YORK.

Menschen - Werk.

Die Fotografie auf der Dresdner Kunst-Ausstellung.

Die Fotografie ist in einem Zeitalter auf-
gekommen, das nicht gerade als ein
künstlerisches gelten kann. Sie ist ein Triumph
jener Wissenschaftlichkeit gewesen, die die
Signatur dieses Zeitalters ausgemacht, aber ge-
rade durch das Übergewicht ihres Auftretens
verhindert hat, dass es auch ein künstlerisches
wurde. Ihre positive Bedeutung neigt auch
in erster Linie dem Wissenschaftlichen, dem
Konkreten und Exakten zu; sie ist sogar
eigentlich wissenschaftlicher als der Mensch
selber, da sie mehr fixiert, als jener unter
gewöhnlichen Umständen zu sehen vermag.
So wird sie möglichst weit von allen jenen
Elementen abgerückt, die das Wesen der
Kunst ausmachen, durch die sie allein sich
zum Ausdruck zu bringen vermag.

Das ist der Grund, weshalb zunächst das
künstlerische Element der Fotografie — wo
sie trotz alledem sich anschickte, sich Auf-

gaben zu unterziehen, die bisher allein von
der Kunst gelöst worden waren, d. h. der
Wiedergabe von Mensch und Natur — der
Realismus, der Realismus in seiner schroffsten
Gestalt gewesen ist, zu einer Zeit, da die
Kunst selber in ihrer Hauptmasse an nichts
weniger dachte, als an einen solchen. Dieser
Gegensatz führte zunächst zu einer voll-
ständigen Entfremdung: sie gingen beide
ihre eigenen Wege, die Kunst nach reiner
Schönheit, die meist jedoch einer blossen
Wohlgefälligkeit gleich kam, die Fotografie
nach Wahrheit, die durch die allzustarke
Schärfe der Fotografie nur zu leicht zu einer
Übertreibung führte.

Doch dieses klare Verhältnis dauerte
nicht lange. Ein neuer Faktor kam hinzu.
Das Landschaftsbild, die Wiedergabe der
Natur blieb in seiner realistischen Wahrheit
und feierte seinen höchsten Triumph, als
 
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