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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 16.1905

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Das Figurenbild
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https://doi.org/10.11588/diglit.8553#0170

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DAS FIGURENBILD.

Die Kunst ist Bewerbungsprodukt«,
sagt Darwin. — »Die Kunst ist
Naturnachahmung«, sagen die Ethnologen.
— »Die Kunst ist Ideendarstellung«, sagen
Hegel, Kant, Schopenhauer und viele
andere. Und viele andere sagen noch
andere schöne Dinge, vor deren Synthese
der moderne Ästhetiker verzweifelnd steht
und es daher vorzieht, auch seinerseits
wieder etwas anderes zu sagen.

Der Maler aber schiert sich nicht um
die graue Theorie, nimmt Pinsel und
Palette zur Hand und malt. Was er
malt, gibt ja erst den Ästhetikern den
Stoff zu ihren Distinktionen. Was malt
er? Die nächstbeste Ausstellung soll es
uns verraten. Da sehen wir Por-
träts, viele Porträts, »aufgefasst«
und nicht »aufgefasst«, Interieurs,
Freilichtszenen, Szenen des täg-
lichen Lebens und Landschaften,
viele Landschaften.

»Die Kunst scheint doch Natur-
nachahmung zu sein«, denken
wir bei uns und legen den Finger
an die Nase. Naturnachahmung
mit mehr oder weniger Anteil-
nahme des individuellen Geistes,
durch dessen Auge und Finger
der Eindruck auf die Leinwand
geglitten ist. Wir entzücken uns

über irgend eine stimmungsvolle Sommer-
nacht; wir empfinden die suggestive
Kraft, die von der Bewegung irgend
eines nackten Armes ausgeht, wir kon-
statieren, dass das Licht und die Sonne
fast nirgends zu kurz kommen, und stellen
unseren Künstlern das Zeugnis aus, dass
sie brillante Beobachter sind. Dann holen
wir unseren Regenschirm ab, der schon
längst Heimweh nach uns hat und treten
hinaus ins Freie, das die angenehme Eigen-
schaft besitzt, nicht nach Öl und Terpentin
zu riechen. Alles, was zwischen Himmel
und Erde kreucht, wächst und fleugt,
haben wir drinnen gesehen. Und doch
bleiben wir auf der obersten Treppenstufe

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