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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Schaefer, Karl: Nordwestdeutsche Kunstausstellung Oldenburg 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0023

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prof. peter Behrens—düsseldorf. Inneres des Pavillons der Delmenhorster Linoleumfabrik.

Ausführung: Möbelfabrik Heinrich Osterholz—Scharmbeck.

maierei vorherrscht, so genügt der eine
Meister phantasievoller Romantik, um der
anderen Wagschale das nötige Gewicht zu
geben: Heinrich Vogeler. Er hat noch nie
bisher so glänzend ausgestellt wie hier. Ältere
Werke, die er neuerdings überarbeitet hat,
einiges aus Privatbesitz und sein grosses,
eben vollendetes Hauptwerk zusammen mit
Radierungen, Zeichnungen und einigen reich
mit Rosenintarsien geschmückten Möbeln
füllen einen zart gestimmten, in seiner einheit-
lichen Ausstattung ungemein feinen Sonder-
raum. Von einer erneuten Charakteristik
dieses Sonntagskindes unter den Malern
des niederdeutschen Landes können wir in
diesen Blättern füglich absehen. Nur dieser
rauschende Hymnus auf den Abendfrieden
bedarf einiger Worte. Vor jenem schlichten
Hause, das er mit wenigen Änderungen aus
einem alten Bauernhäuschen zu dem Landsitz
eines träumerischen Poeten so ausdrucksvoll
umgestaltet hat, und das er so gerne malt, wie

es vor den Blicken der Landstrasse sich
versteckend aus Bäumen und Rosenbüschen
hervorguckt, sitzen auf der Terrasse im
Schatten des warmen Juniabends der Künstler
und seine Freunde. Er spielt die Geige,
die andern halb verdeckt durch die Rampe
lauschen in sich gekehrt, gefangen genommen
von dem Klingen der Saiten, dem Singen
der wohligen, rosenduftenden Abendluft.
In der Mitte, wo zwischen den beiden hoch-
stämmigen Lorbeerbäumen, die vorn auf
dem Fuss der Treppe stehen, über eine
der Stufen lang und elegant ausgestreckt
der russische Windhund liegt, sieht man in
voller Figur ein schlankes blondes Weib
träumend ins Weite blicken. — Ein all-
tägliches Familienbild. Höchst realistisch
und jedenfalls ungekünstelt und doch so
voller Musik, voll zarter lyrischer Klänge.
Feierstunde, stille Feiergedanken, in sich
gekehrte, keusche Lebensfreude, weit- und
zeitenfernes, naives Geniessen.

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