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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Schulze, Otto: Gartenbau-Ausstellung Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0113

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GARTENBAU-AUSSTELLUNG DARMSTADT.

Eingangs-Allee.

GARTENBAU-AUSSTELLUNG DARMSTADT.

VERGLEICHE DIE BESPRECHUNG IM OKTOBER-HEFT SEITE 92.

Noch einmal muss ich mich mit dieser
eigenartigen Darbietung, die das In-
teresse weitester Kreise beschäftigte, in
Zwiesprache setzen, denn meinen letzten Aus-
führungen fehlte das Bild, das dem Fern-
stehenden eine Handhabe bietet. Fürwahr
ein schwacher Notbehelf mit der farblosen
Photographie. Ja, hier fühlt man erst, was
Farbe heisst, Farbe bei Blumen, die uns
alle anschauen mit ihren Gesichtchen, als
wollten sie fragen, ob wir sie aus Liebe zur
Natur oder aus Liebe zur Kunst heranzogen.

Es ist doch ein eigentümliches Ding
um die Kunst im Verbände mit der Natur.
Schauen wir auf die Zwerggärten der
Japaner mit ihren verkrüppelten Kiefern
und Obstbäumen, mit ihren Teichen und
Bächen, Wasserfällen und Brücken en minia-
ture, so möchte man fragen nach dem Ur-
sprung dieser Irrungen sonst so hoch künst-
lerisch begabter Menschen, die sich darin
gefallen, der Natur ihr Herrenrecht auf-
zuzwängen. Sonst verstehe ich vieles in
der japanischen Kunst, die japanische Gärt-

nerkunst, die mir sehr zopfig scheint, ver-
stehe ich nicht. In Darmstadt hat man doch
so recht empfinden können, was es heisst,
wenn der Künstler sich der Natur an die
Brust wirft und von ihrem lebensvollem
Hauche beseelt, berauscht wird.

Still, verträumt lag bisher der alte Park
im Südteile der Residenz, von wenigen son-
derlich beachtet und verstanden, von vielen
nur aufgesucht wegen der seltenen Pfleg-
linge der Orangerie: der Myrthen-, der
Orangen-, der Lorbeer- und Oleanderbäume.

Zu nehmen war dem alten Kumpanen
»Park« nicht viel; abgesehen von der be-
amten- und gärtnermäßig betriebenen Pflege
der Exoten tat es Not, die Hand an alles
zu legen; ohne Übertreibung: es war der
best vernachlässigste der Grossherzoglichen
Erbgärten. — — — Und nun ist die kurze
Märchenzeit der Farbenfreudigkeit und des
friedlichen Streites der Naturkinder ver-
rauscht. Von der Pracht selbst werden nur
die drei Farbengärten von Olbrich erhalten
bleiben, deren kostspielige Anlage durch die

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