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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Schäfer, Karl: Willy von Beckeraths Wand-Gemälde in der Bremer Kunst-Halle
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0010

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Dr. Karl Schae/er— Bremen.

ALEXANDER SALZMANN—MÜNCHEN.

gibt sich notwendig eine gründliche Ver-
achtung der Wandmalereien des 19. Jahr-
hunderts jener mehr oder weniger natürlich
gemalten lebenden Bilder, die von der
bedeutsamen Geste und der edlen Pose der
Bühne ihr theatralisches Leben entliehen
haben. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr
fern, wo wir uns die barbarische Freiheit
nehmen, gar vieles von dem, was in den
letzten 50 Jahren mit saurem Schweiß und
mit schwerem Geld an die Wände unserer
öffentlichen Gebäude gemalt wurde, mit der
Tünche zu überdecken, die dem Raum wieder
zu seinem Rechte verhilft; die gar nicht
geschmacklosen Menschen des 16. oder 18.
Jahrhunderts machten es bekanntlich ebenso;
und was dabei verloren gehen wird, wird
in die Kunstgeschichte keine beklagens-
werte Lücke reißen.

Einen unerwartet schönen Beitrag zu der
mählich werdenden deutschen dekorativen
Malerei großen Stils hat in diesem Jahre
W. von Beckerath gespendet. Er hat zu-
sammen mit A. Salzmann den Skulpturen-
saal der Bremer Kunsthalle mit den Ge-
mälden geschmückt, die hier wiedergegeben
werden.

Inmitten der Flucht von Seitenlichtkabi-
netten, die an der Front des Kunsthallen-
gebäudes im ersten Stockwerk liegen, soll

2

Dekorative Wandfüllungen.
In der Bremer Kunstlialle.

dieser stattliche dreifenstrige Saal einen reich
ausgestatteten Ruhepunkt bilden. Soweit er
für die wechselnden Ausstellungen der Winter-
monate mit herangezogen wird, soll er vor-
nehmlich größeren Werken der Bildhauer-
kunst als Rahmen dienen. So ließ man die
untere Hälfte der Wände bis über Türhöhe
mit grauer Stofftapete bespannen und be-
stimmte die obere Hälfte der malerischen
Ausschmückung. Die Hauptwand des Saales,
den Fenstern gegenüber, nimmt in ganzer
Breite das dreiteilige Gemälde W. von Becke-
raths ein, während den beiden Seitenwänden
als eingelegte Felder Salzmanns dekorative
Kompositionen einen farbig leuchtenden, aber
stofflich untergeordneten Schmuck geben.

Nicht ein literarisch amüsant erfundener
Stoff von beziehungsreichem Gehalte gibt
Beckeraths Bild: Genießende, in weltent-
rückter seliger Ruhe feiernde Menschen.
Sie winden Kränze aus den Blumen der
Wiese, pflücken Früchte von den Zweigen
der Bäume, wandeln in heiterer Absichts-
losigkeit auf sonnigen Matten oder lauschen
sitzend den Tönen der Musik. Eine große
Landschaft, deren Vordergrund vom Schatten
bedeckt ist; nach der Mitte liegt eine sonnige
Waldlichtung hingebreitet; Waldmassen
schließen den Blick ohne die Luft sichtbar
werden zu lassen. Ein feines Raumgefühl
 
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