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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Bröcker, Paul: Über das Wesen des Ornamentes
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Ein neues Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0067

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verkörperte. Empire und Biedermeier sind
auch nicht unser Zeitstil. Wir haben eine
andere Lebensanschauung als unsere Groß-
väter, einen anderen Zeitgeist. Aber unser
Zeitgeist und unsere Lebensanschauung
sind ausjenen hervorgegangen, und deshalb
muß auch unser Zeitstil aus jenem hervor-
gehen.

So ist es denn klar, daß wir den nackten
Zweckstil predigen, weil wir uns nach dem
Ornamente sehnen. Sobald wir ihn haben,
werden wir auch über ihn hinwegschreiten.
Denn die Zweckauffassung, die er ver-
körpert, ist längst nicht mehr die unsrige.
Die primitive Zweckform ist ja nicht mehr
der Ausdruck für die uns heute eigen-
tümliche Ästhetik des Genießens. — Dann
eilen wir in Sprüngen dem neuen Orna-

mente zu! — Das Ornament müssen wir
alle wollen. Wir erkämpfen es, indem
wir für die Wahrhaftigkeit des Gebrauchs-
Gegenstandes eintreten. Und nicht sollte
der Schlachtruf lauten: Hie Ornamentik!
Hie Konstruktionsform!

Es gibt keine Überwindung des Orna-
mentes. Walt Whitmans Wort: Ein Ding
ist ohne Ornament am schönsten! — ist
nur bedingt richtig. Von Dingen mit und
ohne Ornament zu reden ist in der Kunst
eigentlich unmöglich. J)as Ornament ge-
hört zum Dinge selbst. Das dürfen wir
getrost aussprechen, nachdem wir nie-
manden darüber im Zweifel gelassen haben,
daß uns der Dutzendgeist des Verzierens
um der Zierzutat willen aus tiefster Seele
verhaßt ist. — paul bröcker (Hamburg.)

EIN NEUES PREIS-AUSSCHREIBEN

DER »DEUTSCHEN KUNST UND DEKORATION«.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß
recht viele der für das Kunst-
gewerbe entwerfenden Künstler sich in
gedrückter materieller Lage befinden und
sich auch trotz aller Anstrengungen nie
emporzuarbeiten vermögen. Die Schuld
liegt in den meisten Fällen nicht etwa an
Talentlosigkeit der Künstler, sondern nur
an ihrer geschäftlichen Ungewandtheit,
an der Unerfahrenheit gegenüber den
Anforderungen des praktischen Lebens.
Gerade im »Kunstgewerbe« besteht der
wichtigere Teil der Begabung oft in dem
Geschick, die tatsächlichen Bedürfnisse
der Fabrikanten wie des Publikums zu
erkennen und der maschinellen Technik
gerecht zu werden. Was hängt nicht
alles davon ab, wo, wem, wann, in welcher
Form die Entwürfe zum Kaufe angeboten
werden. Wie viele wertvolle Einfälle
gehen zu Grunde, weil der Künstler nicht

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weiß, wie er sie nutzbar machen kann.
— Wir laden nun alle ein, die in dieser
Angelegenheit etwas Sachdienliches mit-
teilen können, die dem ungewandten An-
fänger einen nützlichen Rat geben können,
sich an unserm Preis-Ausschreiben durch
Einsendung von Vorschlägen zu beteiligen.
Das Thema lautet:

» Welche Mittel hat der für das Kunst-
gewerbe entwerfende Künstler, um den
Absatz seiner Zeichnungen zu steigern
und sich vor wirtschajtlichem Schaden
zu bewahren

An Preisen sind ausgesetzt: I. Preis
M 50.-, II. Preis M 25.-, und 5 Preise
ä M 15.-, insgesamt also M 150.-. Alle
weiteren Einsendungen, die zum Abdruck
für gut befunden werden, sollen nach dem
üblichen Zeilen-Honorar vergütet werden.

Erwünscht sind nicht allgemein ge-
haltene Abhandlungen, sondern bestimmte,

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