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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Muschner, Georg: Das Hamburger Bismarck-Denkmal: (Tagebuch-Blätter)
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Neuere Silber-Arbeiten: Auf der III. deutschen Kunst-Ausstellung in Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0127

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Das Hamburger Bismarck-Denkmal.

muß mit heißer Inbrunst
empfangen und gestaltet
worden sein und mit
feinem Verstehen Bis-
marcks und unseres
Herzens. Denn das
war die Aufgabe: unse
ren Bismarck zu geben
und doch wieder ihn
selber. — Aber diese
Aufgabe mußte, der
monumentalen Denk-
malskunst entsprechend,
nach beiden Seiten
riesig gesteigert werden:
es mußte unser fast
noch lebendiger Bis-
marck sein und doch
der Große, der Begrün-
der des Reiches. Der
Mann, der Deutsche,
der geniale Geist und
immer doch — der
Mensch. Wir haben
ihn noch leiblich ge-
sehen ; wir kennen seine
Menschlichkeiten • wir
sehen noch nicht ein-
mal reif genug die
großen Linien seines
Wesens — der Künstler
mußte uns vorauseilen.

Kr hatte die Doppel-Aufgabe also: der schlichten
Menschlichkeit nicht ins Gesicht zu schlagen
und doch wieder die Größe der Erscheinung in
einer erhabenen Sprache zu sagen, wie sie noch
nie für ihn gefunden wurde. Und das hat
Lederer auf das Edelste vereint.

Wir sehen einen Menschen, einen Kopf, so
lebendig, daß er herabsteigen und unter uns
wandeln könnte; und wir sehen eine Größe in
diesem Antlitz, in dieser Gestalt geheime Riesen-

JULlüS Diez—München. Beleuchtungskrone.
Ausführung; Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk—München

züge; menschliche For-
men, vergeistigt und ge-
weitet bis zur Idee, zum
Göttlichen. Menschlich-
naturalistisch und doch
symbolisch stilisiert. So
steht er da oben, erhöht
über dem deutschen
Volke, der Erde nahe
und zum Himmel ragend.
Die Innigkeit und Inner-
lichkeit, die Einfachheit,

Anspruchslosigkeit,
Schlichtheit der Gestalt
und hinwiederum die
Erhöhung und Einsam-
keit in seiner Region
da oben sind einzig.
Alles Andere fügt sich
diesem harmonischen
Eindruck, und es ist
unnötig, von dem Man-
tel und dem Sockel
und dem Unterbau zu
sprechen. Man sieht
immer nur die Gestalt,
das Haupt, und weiß
nur, daß es auch gut
in der Landschaft steht,
ausgewählt gut. Es ist
zunächst überflüssig,
von der symbolischen
oder von der architektonischen Lösung zu
sprechen; der große Wert des Werkes liegt in
der Erhöhung des Menschlichen zum
Typischen und Monumentalen.

Das Werk ist die erste Lösung eines wirklich
modernen Denkmals in monumentaler Form.
Es muß für Jeden das größte künstlerische
Erlebnis sein, das Denkmal der Zeit, das öffent-
liche Kunstwerk der Jahrhundertwende.

g. muschner—münchen.

NEUERE SILBER-ARBEITEN

AUF DER III. DEUTSCHEN KUNST-AUSSTELLUNG IN DRESDEN 1906.

Die umstehend abgebildeten Arbeiten sind
einem Gebiet entnommen, wo sich
Luxus und Kostbarkeit des Materials am
ungehindertsten entfalten. Man hat der
Dresdner Ausstellung vielfach den Vorwurf
gemacht, die dort gezeigten Werke wären
fast ausnahmslos zu aufwändig; zu teuer, so
daß die überwiegende Mehrheit des Volkes

davon keinen Gebrauch machen könne. Bei
den Wohnungs - Einrichtungen trifft dieser
Tadel auch nicht selten zu. Diesen Silber-
arbeiten aber, die doch als reine Prunkstücke
gewollt und gestaltet sind, kann niemand vor-
werfen, daß sie diesem ihrem Zweck gerecht
werden. Paul Hausteins Phantasie ist ihrer
Natur nach auf das Luxuriöse gerichtet. Schon
 
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