Die Karlsruher Jubiläums-AussteUung.
PROFESSOR G. KLEEMANN—PFORZHEIM.
Schmie/t-Pecht mit ihrer bekannten Zier- und
Gebrauchsmajolika ausgestattet hat — es
fällt nur insofern etwas aus dem Rahmen
dieses Teils, als der Raum nicht als Zimmer,
sondern lediglich als keramische Kollektion
behandelt ist. Wenn die Zweckmäßigkeit
in den angewandten Künsten die Grundlage
alles Schönen und Stilvollen ist, so ist doch
das Zweckmäßige an sich noch nicht das
Schöne. Hier geben eben die höheren
künstlerischen Qualitäten erst den Ausschlag.
Unter ihnen spielt der Gehalt an persönlichem
Empfinden eine besonders wichtige Rolle.
In diesem Sinne verdient die von Pfei/er
& Großmann eingerichtete Diele unbedingte
Anerkennung ihres künstlerischen Wertes.
Sie ist aus einem sehr ausgesprochenen
koloristischen Geschmack konzipiert, und in
das farbige Ensemble fügen sich die Bilder
des jungen Karlsruher Malers Hans Meid
als feine dekorative Accente ein. Formal
könnte noch manches reifer sein, so die ge-
suchte Ornamentik der Möbel und vor allem
die aufdringliche Kassettendecke, die auf
den Raum drückt. Auch der achteckige,
Halskette mit Anhänger.
Ausführung: Rodi & Wienenberger— Pforzheim.
atriumartig in der Mitte offene Hof mit den
eingebauten, zu Ruheplätzen ausgebildeten
Nischen hat im Grundgedanken etwas stim-
mungsvolles, wobei auch die frische Wir-
kung der weißen Wände mit dem grünen
Fliesen - Sockel mitspricht; nur die vier
kuppelartig überdachten Brunnen, welche
das Bassin in der Mitte speisen, beein-
trächtigen die Ruhe und Freiheit der
Raumwirkung. Auch sonst macht es sich
da und dort bemerkbar, wie leicht archi-
tektonisch schön ausgebildete Räume durch
ein in Form oder Farbe nicht dafür berech-
netes Mobiliar geschädigt sind; oder wie im
Keim gute Gedanken durch ein Zuviel
an farbigen oder formalen Motiven, durch
Irrtümer im Maßstab verdorben werden.
Das Zusammenbringen eines Raums zu einer
geschlossenen Ruhe der Gesamtwirkung ist
eben das wichtigste und höchste Ergebnis
künstlerischer Reife und Selbstbeschränkung.
II. EINZELWERKE DER KUNST UND DES
KUNSTHANDWERKS.
Die Abteilung für Raumkunst bietet im
ganzen ein ziemlich geschlossenes Bild, was
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PROFESSOR G. KLEEMANN—PFORZHEIM.
Schmie/t-Pecht mit ihrer bekannten Zier- und
Gebrauchsmajolika ausgestattet hat — es
fällt nur insofern etwas aus dem Rahmen
dieses Teils, als der Raum nicht als Zimmer,
sondern lediglich als keramische Kollektion
behandelt ist. Wenn die Zweckmäßigkeit
in den angewandten Künsten die Grundlage
alles Schönen und Stilvollen ist, so ist doch
das Zweckmäßige an sich noch nicht das
Schöne. Hier geben eben die höheren
künstlerischen Qualitäten erst den Ausschlag.
Unter ihnen spielt der Gehalt an persönlichem
Empfinden eine besonders wichtige Rolle.
In diesem Sinne verdient die von Pfei/er
& Großmann eingerichtete Diele unbedingte
Anerkennung ihres künstlerischen Wertes.
Sie ist aus einem sehr ausgesprochenen
koloristischen Geschmack konzipiert, und in
das farbige Ensemble fügen sich die Bilder
des jungen Karlsruher Malers Hans Meid
als feine dekorative Accente ein. Formal
könnte noch manches reifer sein, so die ge-
suchte Ornamentik der Möbel und vor allem
die aufdringliche Kassettendecke, die auf
den Raum drückt. Auch der achteckige,
Halskette mit Anhänger.
Ausführung: Rodi & Wienenberger— Pforzheim.
atriumartig in der Mitte offene Hof mit den
eingebauten, zu Ruheplätzen ausgebildeten
Nischen hat im Grundgedanken etwas stim-
mungsvolles, wobei auch die frische Wir-
kung der weißen Wände mit dem grünen
Fliesen - Sockel mitspricht; nur die vier
kuppelartig überdachten Brunnen, welche
das Bassin in der Mitte speisen, beein-
trächtigen die Ruhe und Freiheit der
Raumwirkung. Auch sonst macht es sich
da und dort bemerkbar, wie leicht archi-
tektonisch schön ausgebildete Räume durch
ein in Form oder Farbe nicht dafür berech-
netes Mobiliar geschädigt sind; oder wie im
Keim gute Gedanken durch ein Zuviel
an farbigen oder formalen Motiven, durch
Irrtümer im Maßstab verdorben werden.
Das Zusammenbringen eines Raums zu einer
geschlossenen Ruhe der Gesamtwirkung ist
eben das wichtigste und höchste Ergebnis
künstlerischer Reife und Selbstbeschränkung.
II. EINZELWERKE DER KUNST UND DES
KUNSTHANDWERKS.
Die Abteilung für Raumkunst bietet im
ganzen ein ziemlich geschlossenes Bild, was
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