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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Grotewold, Christian: Zur Förderung der Volks-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0172

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ZUR FÖRDERUNG DER VOLKS-KUNST.

Man redet und schreibt heutzutage viel von
den Schwierigkeiten, mit denen Kunst und
Künstler gerade in unserer Zeit zu kämpfen
haben, Schwierigkeiten, die zum großen Teil auf
wirtschaftlichem Gebiet liegen. Wir wollen nicht
untersuchen, ob diese Verhältnisse jetzt wirklich
ärger sind als früher. Gar vieles spricht dafür,
daß dem nicht so ist. Auf jeden Fall aber
genügt die Tatsache, daß eine ungünstige Situation
in breiterer Ausdehnung vorhanden ist, um Anlaß
zur Untersuchung ihrer Ursachen zu bieten und
darüber nachzudenken, ob und mit welchen
Mitteln Abhülfe geschaffen werden kann.

Eine gerade in Künstlerkreisen sehr ver-

FRANZ LEBISCH—WIEN.

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breitete Ansicht erblickt jene Ursachen in man-
gelndem Kunstinteresse der wohlhabenderen Be-
völkerungskreise , wobei dann die vielfach ja
wohl noch vorhandene Vorliebe für die ältere
Richtung ohne weiteres als Fehlen jeglichen Ver-
ständnisses für Kunst bezeichnet wird. Dem
können wir nicht beistimmen. Wenn der Ver-
fasser dieser Zeilen auch für seine Person seine
vollsten Sympathien den oft hervorragend schönen
Erzeugnissen der modernen Geschmacksrichtung
entgegenbringt, so muß doch jedem Menschen
das Recht gewahrt bleiben, auch andere Dinge
schön zu finden. Renaissance und Gotik haben
Glänzendes geleistet, ebenso die klassische Antike.

Ist es da ein Wunder, ist
es nicht vielmehr sehr be-
greiflich , wenn Personen,
die nicht mitten im künst-
lerischen Schaffen stehen,
dem Alten treu bleiben?
Muß das immer Mangel
an Interesse und Ver-
ständnis sein? Liegt nicht
oft darin mehr wahres
Kunstgefühl als in der be-
dingungslosen Anbetung
auch des mißlungenen
Neuen, bloß weil es
»modern« ist? — Zwar
muß zugegeben werden,
daß gar mancher begabte
Künstler von tüchtigem
Können und ernstem
Wollen in hartem Kampf
um die Tages - Notdurft
seine beste Kraft ver-
zetteln und verzehren
muß. Andere aber, denen
in irgend einer Form
Medicäer - Güte lächelt,
sehen sich des öfteren
von wohlmeinenden aber
ihrer Künstler - Eigenart
verständnislos gegenüber-
stehenden Gönnern vor
Aufgaben gestellt, die,
ihrem Wesen fremd, ihr
Künstlerschaffen in fal-
sche Bahnen lenken, und
sie die Höhen nicht er-
klimmen lassen, die ihrem
Genius sonst erreichbar
wären. Derartige Fälle
sind uns zur Genüge be-
Entwurf, kannt. — Immerhin muß
 
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