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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Grotewold, Christian: Zur Förderung der Volks-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0173

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Zur Förderung- der Volks-Kunst.

aber anerkannt werden, daß in den letzten 20
Jahren auf seilen des Aufträge erteilenden Publi-
kums erhebliche Fortschritte gemacht sind.

Wenn trotzdem innerhalb der ICiinstlerschaft
im engeren Sinne, d. h. der nur Kunstwerke
produzierenden Persönlichkeiten, die materielle
Wohlfahrt nicht durchweg einkehren will, so liegt
das an der künstlerischen Überproduktion, die
nicht nur schlechte und mittelmäßige, sondern
auch gute Werke in einer solchen Anzahl zu
Tage fördert, daß die Entwicklung der Kaufkraft
des Publikums damit keinen Schritt halten kann.
In gewissem Sinn hat Tolstoi mit seinem viel
angegriffenen Wort, daß die Kunst nur für die
Reichen sei, doch Recht.

Anders ist es, oder könnte es doch sein, mit

dem Kunstgewerbe.
Volkes, ganz besonders
der gebildete, aber
nicht besitzende Mit-
telstand , und auch
viele Leute aus Schich-
ten , die man schon
als untere zu bezeich-
nen beliebt, haben ein
sehr hoch entwickeltes
Kunstinteresse u. star-
kes natürliches Schön-
heitsgefühl , das nur
seiner Erweckung und
Förderung harrt. Man
durchwandere nur ein-
mal an einem Sonntag
die Säle einer öffent-
lichen Kunstsammlung
und achte auf das
Publikum, das dort
die Gemälde und Pla-
stiken mit ehrlicher
Aufmerksamkeit, wenn
auch nicht immer mit
allzu tiefem Verständ-
nis betrachtet! Letz-
teres, das doch zu allen
Zeiten nur bei wenigen
vorhanden war, läßt
sich ja auch nicht von
jedem erwarten. Be-
grüßen wir es mit
Freude, daß zunächst
überhaupt nur Inter-
esse für die Kunst, ja
häufig sogar ein 1 >rang,
eine Sehnsucht zum
Schönen vorhanden
ist, die wahrlich nicht
unterschätzt werden
dürfen. — »Aber«, so

Weite Kreise unseres

fragt man, »wenn wirklich in breiten Schichten
ein gewisses Schönheitsgefühl vorhanden ist,
warum finden denn immer noch häßliche Möbeln
und oft noch häßlichere Beleuchtungs - Körper,
Nippes und dergleichen ihre Abnehmer, wo
doch Schöneres angeboten wird? Nun, ein-
fach, weil die häßlicheren Sachen billiger sind.
Das sind sie tatsächlich, aber sie brauchten
es nicht zu sein. Material und Herstellungs-
kosten stellen sich nicht teuerer, wenn man nach
besseren Vorlagen arbeitet — aber — und hier
ist der Hauptgrund — an den »modernen«
Stücken soll ein Extra-Profit gemacht werden.
Daß solcher nicht den entwerfenden Künstlern
zu gute kommt, werden diese dem Verfasser
denklich bestätigen. Möchten deshalb diejenigen,
die dazu Gelegenheit haben, darauf hinwirken,

FRANZ LEBISCH — WIEN.

.Entwurf.

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