Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

DOI Artikel:
Fish, Arthur: Architekt C. R. Ashbee, London
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0220

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Arthur Fish: C. R. Ashbee—London.

ARCHITEKT C. R. ASHBEE—LONDON.

Haus in Colswold

Ausbildung von jungen Leuten, die Mit-
glieder der Vereinigung zu werden wünschten.
Der Versuch wurde gemacht. Das Ober-
geschoß eines Handelshauses in der Commer-
cial Street, Whitechapel, wurde für den
doppelten Zweck einer Schule und Werk-
stätte gemietet. Die Schule bestand 9 Jahre,
ging aber dann aus Mangel an Unterstützung
wieder ein. Die Vereinigung besteht heute
noch; sie blüht und gedeiht aus eigner Kraft,
nutzbringend und erfolgreich. Aus dem
Obergeschoß des Handelshauses siedelte die
Vereinigung in eines der wenigen in gutem
Zustande erhaltenen Wohnhäuser dieses be-
völkertsten und ärmsten Viertels Londons
über. Essex-House im Mile-End Road ist
ein hübscher Queen Anna-Bau (18. Jahrh.),
ein passendes malerisches Heim für eine
Künstler-Gemeinschaft. Hier wurden Werk-
stätten aller Art eingerichtet; eine Schmiede
für Eisenarbeiten, Öfen für Schmelz- (Email-)
Arbeiten, Werkstätten für Zimmer-Aus-
214

stattungen, solche für Goldschmiede-
und Silberarbeit, für Buchbinderei und
Lederarbeiten. Die Erzeugnisse der
Vereinigung gaben den kunstgewerb-
lichen Ausstellungen ihr Gepräge, und
ihr finanzieller Erfolg führte zu der
Notwendigkeit der Errichtung einer
eigenen Verkaufsstelle im Westend
Londons. Ihr Ideal war ein hohes,
nicht allein das, dem Handwerk ein
höheres Ansehen zu verschaffen, son-
dern auch das, die Lebenshaltung der
Handwerker zu heben. Gemeinsame
Arbeit und Selbstverwaltung heißt ihr
Programm. Die Arbeiter produzieren
nicht nur, sondern haben auch direkt
Teil am Gewinn ihrer Erzeugnisse;
sie beteiligen sich auch an der Kon-
trolle des Ganzen.

So erfolgreich war die Vereinigung,
daß im Jahre 1902 ein lang gehegter
Traum ihres Gründers zur Ausführung
gebracht wurde. Der war, aus London
hinauszuziehen, »geradewegs aufs
Land«. Kein leichtes Unternehmen.
Die Vereinigung war von einer Mit-
gliederzahl von 3 auf 60 angewachsen,
von denen 30 Familie hatten, sodaß im
ganzen etwa 150 Personen zu berücksich-
tigen waren. Aber es wurde gemacht und
das Ostend Londons mit seinem Rauch und
Schmutz wurde mit dem alten schmucken
Dörfchen von Chipping Campden an den
Colswold-Bergen vertauscht, mit seiner reinen
Luft, seiner reizenden Umgebung und Ge-
sundheit spendenden Fröhlichkeit. Die alten
steinernen Bauernhäuser der Seidenweber
des 17. Jahrhunderts — eine erloschene
Rasse — wurden modernen Ansprüchen
gemäß hergerichtet und in diesen fanden
die Mitarbeiter der Vereinigung Unterkunft.
Die alte Mühle versieht sie mit elektrischer
Kraft und ihre weitläufigen Räume nehmen
die Hauptwerkstätten auf.

Von all diesem ist Ashbee der leitende
Genius; er ist der Leiter, wie er der Gründer
war. Sein Einfluß erstreckt sich auf alle
Unternehmungen der Vereinigung. Alle
Zeichnungen müssen von ihm gutgeheißen
 
Annotationen