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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Michel, Wilhelm: Etwas über Bilder-Rahmen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0223

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Etwas über Bilder-Rahmen.

umrahmenden Fluten einen ganz besonderen
Reiz besitzen und daher von der Ansiedlung
bevorzugt werden. Jeder wird diese Beob-
achtungen aus eigenen Mitteln ergänzen
können. Jeder hat schon einmal wahr-
genommen, daß ein Haus vor einer dunklen
Felswand oder mitten in hohen Tannen be-
deutend schöner wirkt, als wenn es allein
in einer Ebene steht; daß eine romantische
Gegend, durch das Spitzbogenfenster einer
Bergruine gesehen, viel lebhafter zu unseren
Sinnen spricht, als wenn man sie von einer
freien Höhe aus betrachtet. Sieht man
zwischen zwei nahestehenden starken Baum-
stämmen hinaus ins Land, so wirkt das ein-
fachste landschaftliche Motiv, das im Zwischen-
raum sichtbar wird, sei es auch nur ein
Wiesen weg, ein Bach, ein fernes Haus,
doppelt anmutig und bedeutend. In Park-
anlagen und Wäldern werden oft im Laub-
werk Dioramen freigelegt, durch die man
einen fernen Turm, eine Burgruine, ein Stadt-
bild mit zehnmal gesteigertem Genuß er-
blickt. Kurz, auch im Landschaftsbilde
spielt der Rahmen eine außerordentlich
große Rolle.

Die Frage ist, in welcher Funktion die
günstige Wirkung des Rahmens in der Natur
begründet liegt. Ratzel ist der Ansicht, daß
er begrenzt, zusammenfaßt und daß seine
ästhetische Wirksamkeit daher kommt, daß
alles Begrenzte sich dem Auge von vorn-
herein empfiehlt: »Was Form und Grenzen
hat, so daß wir es fest, auch mit den Augen,
fassen und messen können, befriedigt uns.«
Der Rahmen würde darnach eine Unter-
stützung der Bewältigungsgier bedeuten, die
der Mensch gegenüber den Dingen der
Außenwelt stets an den Tag legt. Der
Rahmen bindet und fesselt die Erscheinung
und liefert sie gleichsam wehrlos und ge-
zähmt in unsere Hände. Außer dieser Zu-
sammenfassung aber leistet der Rahmen im
Landschaftsbild noch etwas anderes. Es ist
nicht gleichgültig, wie der Rahmen die
Landschaft begrenzt. Das Landschaftsbild
hat auch seine eigenen Werte, in Linien,
Massen und Farben, und es ist Aufgabe des
Rahmens, daß er die Energie der land-

C. R. ASHBEE—LONDON. Bucheinband.

Ganzleder-Band mit Handvergoldung; und Ledermosaik.

c. r. ashbee—london. Bucheinband.

Schweinsleder mit Holzschalen und Metallbeschlägen.

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