Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

DOI Artikel:
Schnartz, Otto: Häuser ohne Fassaden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0272

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Häuser ohne Fassaden.

otto schnartz—münchen. »arbeiter-wohnhaus

jeder Aufgabe eines Raum - Bedürfnisses
schlummert, zu erfassen, erheischt eben
höhere schöpferische Tätigkeit als die eines
Dekorateurs.

Aus Zweckmäßigkeit und Bedürfnis Ge-
borenes muß sich zusammenfügen zu ehr-
licher, charaktervoller Art und Erscheinung.
Wir brauchen dabei nicht altvaterische Bieder-
meier- und Bauernhäuser zu imitieren.

Auch soll nicht die Freude am Schmuck
ertötet oder das Bedürfnis nach ihm ver-
neint werden — auch Schmuck kann eine
Notwendigkeit sein, eine ästhetische. — Wie
töricht wäre es auch, sich nicht am Alten
zu erfreuen und von ihm zu lernen.

Sollten wir etwa deshalb ein Zusammen-
wirken von Wand und hohem Dach nicht
anstreben, weil frühere Jahrhunderte dasselbe
auch schon als zweckmäßig und charakter-
voll erkannt und gefühlt haben? Sich an-
zupassen ohne nachzuahmen wird oft eben
so wichtiges wie schwieriges Gebot sein.

Kurzum, es gibt auch hierbei keine Rezepte,
höchstens das eine:

Eigenes nicht Angeeignetes,

Künstler nicht Artisten.

münchen, oktober 1906. otto schnartz.

ä

Der Autor der hier abgebildeten Ent-
würfe zu einfachen Architekturen hat in
den vorstehenden Zeilen selbst ausgeführt,
welche Prinzipien ihn veranlaßten, bei
diesen Arbeiten auf die Verwendung un-
nötiger Zutaten zu verzichten. Verständ-
nis für die verschiedenartigen Forderungen,
die an ein Bauwerk gestellt werden, und
die Fähigkeit mit einfachen Mitteln diese
zu erfüllen, sind schätzenswerte Eigen-
schaften des Autors. Daß er auch bedeu-
tendere Aufgaben lösen kann, zeigt die Ver-
öffentlichung reicherer Arbeiten im Mai-
Heft 1905 dieser Zeitschrift, mit denen er
die gleichen Prinzipien vertrat wie mit den
hier gegebenen Entwürfen. die Redaktion.

367
 
Annotationen