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DRITTER VORSCHLAG.
Dr. Hans Ungethüm— Wien.
Mein junger Freund! Sie klagen über die
Sorgen des Lebens, aber Sie klagen nicht
nur, Sie klagen an, wie ich wohl zwischen
den Zeilen zu lesen verstehe — und zwar
mich, Ihren Meister und Lehrer, der Sie Dinge
lehrte, die dem Leben fremd sind. Und nun
stehen Sie da mit Ihren Schätzen und können
sie nicht an den Mann bringen, wie Sie
drastisch sagen, einem Esel gleich, der auf
staubiger Landstraße der vorbedachten Weisung
seines Führers entbehrt.
Verstehen Sie mich nun recht. Ich lehrte
Sie die Kunst das Leben zu schmücken.
Das Leben hat aber tausenderlei Gestalt und
jede einzelne verändert sich darin noch be-
ständig mit den Läuften der Zeit! Daher ist
jede Aufgabe, die sich Ihnen bietet, völlig
und ewig neu, und jede dieser immer
neuen Gestalten verlangt nach einem eigenen
Mäntelchen.
Ich aber habe Ihnen keinen Mantel ge-
geben , den Sie bald da, bald dort hin
hängen können, sondern ich habe Ihnen nur
den Stoff gegeben, den Sie jedesmal anders
472
drapieren müssen. Steigen Sie daher herunter
von Ihrem hohen Roß, suchen Sie das Leben
nicht zu beherrschen, das ist dauernd noch
keiner Kunst gelungen, sondern lassen Sie
sich von ihm beherrschen. Seinen besse-
ren Dienern wird der größere Lohn!
Dieses — sei Eure innere Läuterung, ehe Ihr
den Kampf wagt; zudem aber tut Euch Gleich-
gesinnten zusammen, stellt Eure Arbeiten ge-
meinsam zur Schau aus, arrangiert Aus-
stellungen und kämpft nicht nur mit Stift und
Pinsel, sondern auch mit der Feder. Es
fehlen allerwärts gute Aufsätze, die dem Pub-
likum frommen können, von schaffenden
Künstlern. Erweitert so den kleinen Kunden-
kreis der Fabriksherren, indem ihr unter das
Volk geht. Denn gerade Eure Kunst ist die
Kunst des Volkes; so lernt Ihr die Bedürfnisse
der Konsumenten kennen, und der Konsument
bildet seinen Geschmack an Euren Werken.
Drei sehr widrige Elemente gilt es ge-
wöhnlich zu vereinigen! Erstens: den Kunden-
Geschmack, zweitens: den Fabrikanten - Ge-
schmack, drittens: den Künstler-Geschmack
— soll eine gute Arbeit treffen, die einen
finanziellen Erfolg erheischt.
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DRITTER VORSCHLAG.
Dr. Hans Ungethüm— Wien.
Mein junger Freund! Sie klagen über die
Sorgen des Lebens, aber Sie klagen nicht
nur, Sie klagen an, wie ich wohl zwischen
den Zeilen zu lesen verstehe — und zwar
mich, Ihren Meister und Lehrer, der Sie Dinge
lehrte, die dem Leben fremd sind. Und nun
stehen Sie da mit Ihren Schätzen und können
sie nicht an den Mann bringen, wie Sie
drastisch sagen, einem Esel gleich, der auf
staubiger Landstraße der vorbedachten Weisung
seines Führers entbehrt.
Verstehen Sie mich nun recht. Ich lehrte
Sie die Kunst das Leben zu schmücken.
Das Leben hat aber tausenderlei Gestalt und
jede einzelne verändert sich darin noch be-
ständig mit den Läuften der Zeit! Daher ist
jede Aufgabe, die sich Ihnen bietet, völlig
und ewig neu, und jede dieser immer
neuen Gestalten verlangt nach einem eigenen
Mäntelchen.
Ich aber habe Ihnen keinen Mantel ge-
geben , den Sie bald da, bald dort hin
hängen können, sondern ich habe Ihnen nur
den Stoff gegeben, den Sie jedesmal anders
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drapieren müssen. Steigen Sie daher herunter
von Ihrem hohen Roß, suchen Sie das Leben
nicht zu beherrschen, das ist dauernd noch
keiner Kunst gelungen, sondern lassen Sie
sich von ihm beherrschen. Seinen besse-
ren Dienern wird der größere Lohn!
Dieses — sei Eure innere Läuterung, ehe Ihr
den Kampf wagt; zudem aber tut Euch Gleich-
gesinnten zusammen, stellt Eure Arbeiten ge-
meinsam zur Schau aus, arrangiert Aus-
stellungen und kämpft nicht nur mit Stift und
Pinsel, sondern auch mit der Feder. Es
fehlen allerwärts gute Aufsätze, die dem Pub-
likum frommen können, von schaffenden
Künstlern. Erweitert so den kleinen Kunden-
kreis der Fabriksherren, indem ihr unter das
Volk geht. Denn gerade Eure Kunst ist die
Kunst des Volkes; so lernt Ihr die Bedürfnisse
der Konsumenten kennen, und der Konsument
bildet seinen Geschmack an Euren Werken.
Drei sehr widrige Elemente gilt es ge-
wöhnlich zu vereinigen! Erstens: den Kunden-
Geschmack, zweitens: den Fabrikanten - Ge-
schmack, drittens: den Künstler-Geschmack
— soll eine gute Arbeit treffen, die einen
finanziellen Erfolg erheischt.
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