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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Michel, Wilhelm: Künstlerische Plakate
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0406

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Künstlerische Plakate.

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L. HOHLWEIN—MÜNCHEN.

Druck: Vereinigte Druckereien
vorm. Schön & Maison—München.

eine Querleiste gesetzt, die als Sockel oder
als Bekrönung wirkt. Jedenfalls aber wird
sie an einer solchen Stelle der Plakatfläche
untergebracht, wo sie die Raumvorstellung
der Zeichnung nicht beeinträchtigt, wozu
das Sportplakat von Erler - Samaden, das
Jagdplakat von L. Hohlwein, ferner die
Arbeiten von Abeking, Ernst Stern und
Th. Th. Heine verglichen werden mögen.
Daran knüpft sich die Folgerung, daß der
Text möglichst zusammengehalten und nicht
auf verschiedene Stellen der Fläche verteilt
wird. Die Art, wie Leandre auf seinem
erwähnten Plakat mit der Schrift umgeht,
in der Zeichnung sowohl wie in der An-
ordnung (er läßt sie sogar an der Be-
leuchtung teilnehmen!!), wird von uns mit
Recht als rückständig empfunden.

Die günstige Entwicklung, die das Pla-
katwesen in den letzten Jahren genommen
hat, ist nicht nur insoferne begrüßenswert,
als sie eine weitere Etappe auf dem Sieges-
zuge der modernen angewandten Kunst
bedeutet. Das Plakat dient nicht nur dem

einzelnen Künstler, indem es ihm eine neue
Erwerbsmöglichkeit gibt, nicht nur dem Kauf-
mann, für den es ein wichtiges Reklame-
Instrument ist, sondern es spielt auch eine
wichtige Rolle im Straßenbilde, zu dessen
Belebung es Vieles beiträgt. Nach dem Ver-
schwinden der in alten Zeiten vielgeübten
Fassadenbemalung bedeutet das Plakat eigent-
lich die einzige Form, in der die Flächen-
kunst noch die Straße betritt. Und damit fällt
dem Plakate auch die Rolle eines Bildungs-
Instrumentes zu. Es ist zu einem bescheidenen
Teile berufen, das Farbenempfinden selbst
derjenigen Volksklassen, die der Ausstellungs-
kunst ferne bleiben, in modernem Sinne zu
erziehen und sie wenigstens einigermaßen
in die moderne Art des Formensehens ein-
zuweihen. Es ist berufen, zu der Versöhnung
zwischen dem Künstler und dem Volke bei-
zutragen, indem es ihm vollwertige Kunst-
werke täglich und stündlich vor Augen
stellt. Die Wirkung des Plakates, das sich
ja in vielen Exemplaren über eine Stadt
verteilt, darf nicht unterschätzt werden. —

J. KUTTERER—MÜNCHEN.

Druck von Johnscher—München.

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