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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Zobel, Victor: Neues von der Darmstädter Künstler-Kolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0048

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Neues von der Darmstädter Künstkr-Kohvie.

PROFESSOR ALBIN MÜLLER. Entwurf: Ausstellungs - Gebäude der Hessischen

Landes-Ausstellung Darnistadt 1908. Haupt-Eingang.

NEUES VON DER DARMSTÄDTER KÜNSTLER-KOLONIE.

Im Herbst des Jahres 1906 hat sich die
»Darmstädter Künstler-Kolonie« in ihrer
Zusammensetzung fast vollständig geändert:
drei Mitglieder schieden aus, von dem alten
Stand blieb nur Olbrich, und es wurden vier
neue Künstler vom Großherzog in die Kolonie
berufen, die gleichzeitig als Lehrer an den
neugegründeten »Lehrateliers« wirken sollten.
Von dreien dieser Künstler werden hier neuere
Arbeiten gezeigt, die von ein paar kurzen
Worten begleitet sein mögen. Daran schließen
sich Arbeiten in Edelglas von Joseph E.
Schneckendorf, dem Großherzog Ernst
Ludwig kürzlich eine eigene Werkstatt hat
einrichten lassen und einige Malereien von dem
auch als Porträtist bekannten Darmstädter
Adolf Beyer und von Fritz Hegenbart,
dem neuerdings vom Großherzog ein Atelier
lrn Schloß zur Verfügung gestellt wurde.

Bei dem Wettbewerb für das Gebäude für
angewandte Kunst der nächstjährigen Darm-
städter Ausstelluug hat Albin Müller den
ersten Preis mit seinem Entwurf davon-
getragen. In der Gestaltung des Baues liegt
das Bestreben zu Tage, den Ausstellungs-
Gegenständen nicht nur eine Hülle zu
geben, sondern durch symmetrische Anordnung
der Hauptgebäude-Massen und einen achsen-
gemäßen Aufbau auch ein erfreuliches archi-
tektonisches Bild zu schaffen, soweit sich
diese Gedanken mit den Rücksichten auf die
Art des verfügbaren Geländes, die vorhandenen
Mittel und die vorgeschriebenen Raumver-
haltnisse vereinigen ließen. Wenn durch diese

Anordnung auch darauf verzichtet wurde, die
einzelnen Abteilungen des Inneren auch im
Äußeren für den Besucher klar zu trennen,
so wird durch sie doch eine feierliche und
festliche Stimmung erzeugt, die sicher von
großem Wert für den Eindruck einer Aus-
stellung ist, zumal in den Bauformen die be-
sondere Art des Ausstellungsgebäudes keines-
wegs verleugnet wird und eine ruhige
Sachlichkeit den Grundton bildet. Die
Hauptachse des Gebäudes wurde von der
großen Freitreppe bestimmt, die von dem
höherliegenden Bau Olbrichs zu dem eigent-
lichen Ausstellungsgelände hinunter führt. Von
der Höhe aus überblickt der Beschauer die
gesamte Anlage und sieht in den offenen
Schmuckhof hinein, der vom Architekten mit
glücklichem Griff als Haupt - Eingangsraum
vorgesehen ist. Nach Osten zu, wo das
Gelände sanft abfällt, wird der Übergang zu
einer neuen Achse überaus geschickt und
lustig durch eine spitzwinklige offene Lauben-
anordnung vermittelt, in der Läden ihren
Platz finden sollen. Die ziemlich stark vor-
springende Zunge belebt das Bild ungemein,
zieht die Blicke auf sich, schneidet ein
hübsches kleines Terrassendreieck aus und
schließt andererseits einen Gartenhof günstig
ab, dem nunmehr das Gesicht nach dem
Hauptwege gekehrt ist. Im rechten Winkel
zu ihm ist schließlich das Restaurant ange-
ordnet, das dem Hauptweg und dem Platz
den architektonischen Abschluß gibt. Das
Ganze scheint mir eine vortreffliche Lösung

Jaus.i

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