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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Zobel, Victor: Neues von der Darmstädter Künstler-Kolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0060
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Neues von der Darmstädter Künstler-Kolonie.

wie sehr gerade er für monumentale deko-
rative Aufgaben berufen ist.

* * *

An dem Wiederaufblühen der Gold-
schmiedekunst, die noch vor kurzem lediglich
in Stilnachahmung befangen war oder sich
auf Architektur-Nachbildungen beschränkte,
hat Ernst Riegel hervorragenden Anteil.
Er ist Goldschmied mit der handwerklichen
Gestaltungsfreudigkeit, wie sie die alten, guten
Meister zeigen, und Künstler, der seine eigene
Sprache redet. In seinen Arbeiten stoßen
wir nirgends auf tote Zeichnung, überall ist
die lebendige Form im Einklang mit den
Forderungen des Stoffes und der Arbeitsweise.
Im allgemeinen zielen die Formen seiner Ge-
fäße auf eine reiche, prächtige und festliche
Wirkung; aber sie sind trotzdem wenig kom-
pliziert und bewahren einen flächigen, ruhigen
Charakter. Die Fläche wird durch ein Orna-
ment belebt, das sich schmückend einordnet
und besonders im Figürlichen von einer an-
spruchslosen heiteren Frische ist. Vielleicht
>st hier und da einmal die Verteilung des
Gewichts im Ornament nicht günstig erfolgt.
Die farbige Erscheinung ist immer überaus
erfreulich und mannigfaltig. Zu den Abbil-
dungen, die im übrigen für sich wirken mögen,
seien nur einige technische Bemerkungen ge-
geben. Die Dose mit dem Achatdeckel ist
m Altsilber getrieben, ebenso ■ die Frucht-

schale , deren Henkel vergoldet sind. Bei
dem Deckelbecher sind die Rosen am Deckel
getrieben, die Verzierungen am Fuß gemeißelt.
Die große Fruchtschale ist ganz vergoldet,
das Ornament ist getrieben und gemeißelt, an
den Griffen sind Türkise gefaßt. Bei dem
Kokosnußbecher ist die wasserschwarze Nuß-
schale geschnitten und in perlenbesetztes
Silber gefaßt. Der Schießpreisbecher ist aus
Silber getrieben und vergoldet, die Schrift
graviert und schwarz eingelassen; zwischen
den Filigran -Verzierungen des Deckels sind
Türkise eingelassen. Die Kette ist in Gold
gearbeitet, die Wappen sind Emaille, die
Filigran-Glieder mit Saphiren besetzt. Der
offene Kokosnußbecher ist vergoldet mit ge-
triebenem Ornament am Fuß und türkisbe-
setztem Filigran am Knauf.

Der vierte der in die Künstler - Kolonie
berufenen Künstler, der Bildhauer Heinrich
Jobst, ist augenblicklich besonders mit
plastischen Arbeiten für die Freitreppen des
Museums und für den »Hochzeits-Turm« be-
schäftigt. Er ist außerdem an einer Brunnen-
hof-Anlage für Bad Nauheim beteiligt, bei
der vor allem Erzeugnisse der Großherzog-
lichen Keramischen Manufaktur Ver-
wendung finden werden. Diese seit etwa einem
Jahr unter Scharvogels Leitung bestehende
Anstalt hat sich neuerdings besonders der Ar-
chitektur-Keramik zugewendet__victor zobel.

mos. i.

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