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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Scheffers, Otto: Etwas über das Grübeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0088

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Etwas über das Grübeln.

MALER FRITZ HEGENBART—DARMSTADT.

Gemälde »Flora«

ETWAS ÜBER DAS GRÜBELN.

Auf phantasievolle Menschen übt das Grübeln
^ einen so geheimnisvollen Reiz wie das
Wandern in unbekannten Gegenden aus, wo bei
jeder Wegkrümmung neue Überraschungen auf-
tauchen können. Es führt oft auf freie Höhen
mit weitem Rundblick, läßt uns oft Dinge schauen,
d'e wir vorher noch niemals gesehen; eben so
oft aber führt es uns auch in sumpfige Gegenden,
aus denen wir uns nur mit Mühe wieder heraus-
finden, oder auf Holzwege.

In der Kunst hat das Grübeln die herrlichsten
Früchte, aber auch die meisten jener sogenannten
Absurditäten gezeitigt, die den Laien abstoßen
und nicht selten veranlassen, sich mit einer drei-
fachen Haut gegen den Ansturm der künstlerischen

Kultur zu panzern. Im folgenden ein paar Bei-
spiele für derartige Mißgriffe.

In dem Vereins-Zimmer einer Gesellschaft
junger Baukünstler erblickte ich einst einen Schrank
mit wunderlichen Türbeschlägen, deren Formen
ich mir durchaus nicht erklären konnte. Auf
meine Frage, wie man darauf verfallen sei, wurde
mir die Auskunft, da die Tür auf die obere Angel
einen Zug, auf die untere aber einen Druck aus-
übe, so müsse folgerichtig der obere Beschlag
auch anders als der untere ausgestaltet werden
und zwar so, daß der obere das Heranziehen,
der untere das Abstoßen zum Ausdruck bringe.

An einer Kirche, die mir sonst wohl gefiel,
erschien mir die monumentale Wirkung des

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