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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Breuer, Robert: Der Einkauf als kulturelle Funktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0091

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Robert Breuer—Berlin - Wilmersdorf:

PROFESSOR RICHARD RIEMERSCHMID—MÜNCHEN. Damen-Arbeits-Zimmer.

Ausführung;: Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst—Dresden.

DER EINKAUF ALS KULTURELLE FUNKTION.

Der Deutsche versteht nicht einzukaufen.
In der Regel glaubt er, dazu gehöre
nichts weiter, als die Mode zu kennen und
die Preise herabzudrücken. Es gibt Leute,
die in ein Möbelgeschäft oder in einen Gold-
warenladen treten und einfach »das Neuste«
verlangen; es gibt Leute, die dem Verkaufenden
die Preise vorschreiben. Beides ist arg töricht.
Das naive, snobistische »Neuste« zwingt den
Händler, die Mode in Galoppschritt zu setzen,
züchtet Extravaganzen und läßt das Kuriose
über das Vernünftige siegen. Die Preise selbst
zu machen, aber bedeutet, sich selbst betrügen.
Der Kaufmann wird natürlich nur dann darauf
eingehen, wenn er imstande ist, das Unter-
gebot wieder herauszuwirtschaften; etwa beim
Verkauf einer ganzen Wohnungseinrichtung,
die angefertigt werden muß. Er wird dann
innen geringere Hölzer nehmen, wird Einzel-
heiten einfacher machen oder fortlassen. Der
einkaufende, »überschlaue« Laie kann dies

nicht kontrollieren; seinem ungeübten Wahr-
nehmungsvermögen entgehen die Feinheiten.
Durch solche Unarten des kaufenden
Publikums wird der Händler oft sehr
gegen seinen Willen gezwungen, die
Ehrlichkeit ein wenig beiseite zu setzen;
er wird aber auch noch weiteren Scha-
den nehmen. Innerlich. Er wird den
Ruf seiner Ware gefährden, wird vor
sich selbst nicht ohne Tadel sein. —
Man sollte stets soviel Vertrauen zu dem Ver-
käufer haben, daß man erwartet, er werde
nicht das Moderne und Ephemere, sondern
das Benötigte und Gute anbieten; er werde
nicht mehr als den durch die Konjunktur
bedingten Marktpreis fordern. Damit sei nicht
gesagt, daß jeder Preis sofort akzeptiert werden
müsse. Unter Berücksichtigung aller Neben-
umstände sollte man Offerte gegen Offerte ab-
wägen, aber nicht prinzipiell »drücken«. Die
Art, mit der das Publikum oft Prozente ab-


 
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