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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Breuer, Robert: Der Einkauf als kulturelle Funktion
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Diez, Hermann: Das Buch im Privat-Hause
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0095

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Der Einkau f als kulturelle Funktion.

PROFESSOR RICHARD R1EMERSCHMID—MÜNCHEN.

Schreibtisch und Aktenständer.
Ausführung: Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst—Dresden.

hat heute, in dieser um einen neuen Stil
ringenden Zeit, niemand das Recht, sich ein
Zimmer maurisch einzurichten oder eine Villa im
römischen Barock zu bauen. Vielmehr: jeder-
mann hat seine persönlichen Wünsche
dem großen völkischen Gesamtwillen
unterzuordnen, hat mit feinem Ohr auf
die aus tausend Einzelheiten zusammen-
strömende Empor-Entwicklung zu lau-
schen, hat erwachte Triebe zu bewußtem
Willen zu steigern. Jedermann hat mit-
zuhelfen, daß der neudeutsche Stil
Wirklichkeit wird, daß alles Bauwerk
und alles Gerät ringsumher ihm Weg-
weiser und Pionier ist. Die Aufträge
sollen nicht ablenken, sollen fördern, sollen
der großen Reformbewegung Stoßkraft geben.
Die Fabrikanten müssen sich von dem Instinkt
der kaufkräftigen Menge getragen fühlen; sie
müssen wissen, daß das Publikum das sich
aus den Bedingungen der Gegenwart logisch
ergebende und darum notwendige Ziel klar
sieht und energisch will. Es wäre unvernünftig,
zu verlangen, daß die Fabrikanten und Händler
ein Risiko tragen, daß sie experimentieren;

wenn sie aber wissen, daß sie mit dem
Publikum Schulter an Schulter stehen, wird
sie schon der Egoismus zu Erfüllern machen.

Wenn so jeder Einkauf ein Ausdruck des
Volkswillens sein wird, eine Abwendung von
dem Gewesenen und der Mode, eine Huldigung
an die Sachlichkeit und die nationale Würde
— dann hat die Geburtsstunde des neu-
deutschen Stils geschlagen. —

WILMERSDORF. ROBERT BREUER.

Ä

DAS BUCH IM PRIVAT-HAUSE.

Vor einigen Jahren, als die „Briefe, die ihn
nicht erreichten" von der starken Welle der
Frauengunst zu der stolzen Höhe des „Buches
der Saison" emporgetragen wurden, hatte ich in
der bedeutendsten Leihbibliothek einer großen
Handelsstadt im Norden, die sich übrigens neuer-
dings in vorbildlicher Weise auf die künstlerischen
und wissenschaftlichen Pflichten des Reichtums
besinnt, nach irgend einem entlegenen literarischen
Erzeugnis zu forschen. Das Gespräch kam auf
die gedruckten Lieblinge des Jahres und zu meiner
lebhaften Überraschung hörte ich, daf3 die Biblio-

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