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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Breuer, Robert: Nicola Perscheid - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0108

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NICOLA PERSCHEID—BERLIN.

Dame in Landschaft.

NICOLA PERSCHEID - BERLIN.

Auch in der Photographie ist die Revo-
L lution zu aufbauender Tagesarbeit aus-
gereift. — Einst war es notwendig, mit zor-
nigem Protest und enthusiastischer Energie
den Nachweis zu führen, daß das photo-
graphische Verfahren unendlich viel edlere
Werte zu leisten vermag, als die ortsübliche
Atelierphotographie in gemächlichem Selbst-
bewußtsein hervorbrachte. So kam es natur-
gemäß dahin, daß die sich zur Künstlerschaft
berufen fühlenden jungen Photographen häufig
vom ästhetischen Taumel ergriffen wurden.
Daß sie der begrenzten Möglichkeiten ihrer
Technik und des Zweckes der Photographie
vergessend, Zwitterdinge schufen, die schließ-
lich doch nichts anderes waren als artistische
Kunststücke, und weder als Kunst noch als
Handwerk etwas bedeuteten. Das war die
Zeit, da man mit interessanten Kopierverfahren
alles gewonnen und durch möglichst umfang-
reiche Wegdeckungen und Verwischungen den
höchsten Reiz des Aparten erreicht glaubte.

Das war die Zeit, da man gegenüber der
Aufmachung die Bildtreue vernachlässigte; da
sowohl die Landschaft, wie der Mensch zum
Motiv wurde, über das man photographische
Variationen produzierte. Irrtümer; aber schließ-.
lieh doch fruchtbare Irrtümer: Auge und Hand-
geschick, Kunsteifer und Geschmack wurden
soweit entwickelt, daß sie jetzt den Forderungen
einer gut kultivierten Vernunft prompt nach-
kommen können. Gewiß, wir dürfen heute
von einer rücklaufenden Bewegung in der
photographischen Ästhetik sprechen; damit
tragen wir aber auch nicht einen Tropfen auf
die Mühlen der reaktionären Berufsphoto -
graphen; wir stellen nur fest, daß die Periode
des Sturmes und Dranges einer Zeit ruhigen,
vorwärts strebenden Arbeitens gewichen ist.

Auch der Photograph hat seine künst-
lerischen Absichten dem Gesetz des technisch
Möglichen und des eigentlichen Zweckes der
Photographie zu unterstellen. Dies gilt be-
sonders für die Bildnisphotographie; hier soll

1908. II. 1,

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