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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Schulze, Otto: Vom Dilettantismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0212

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nahbarkeit, Abstoßung. Mich wundert, daß an-
gesichts des Werdeganges unserer modernen
Künstler, die doch überwiegend in ihrer Neigung
zu einer anderen Betätigung, als der im stür-
mischen Drange der Jugend eroberten, einem
ausgesprochenen, sagen wir edlen, Dilettantis-
mus huldigten: Obrist der Stickerei, Eckmann der
gesamten Flächen- und Kleinkunst, Bruno Paul
der Raumkunst, Läuger der Keramik und Garten-
kunst, und darin schließlich erst zu dem ge-
langten, was ihre Persönlichkeiten in den Vorder-
grund schob, die Leistungen zu etwas Ungewöhn-
lichem stempelte, der Dilettantismus jeßt versagt.

Noch immer werden da die besten und
schönsten Dinge geschaffen, wo in freier Wahl
und mit voller Hingabe an das Werk geschaffen
wird, Begabung selbstverständlich vorausgeset3t.
Selbstgestellte Aufgaben, unbeschränkte Zeit,
Materialwahl und keinerlei Gebundensein an Be-
stellerwille und Geldverdienen — das alles macht
die beneidenswerte Stellung des Dilettanten den
Tagelöhnern in der Kunst gegenüber aus. Ja,
es fehlt vielen Dingen des Lebens gegenüber
noch immer an einer größeren Dosis Idealismus,
obgleich der Deutsche gern und viel damit lieb-
äugelt und prahlt, so namentlich der Kunst
gegenüber, sobald diese mehr von ihm will als
nur angehimmelt zu werden. Das ist der sterilste
Dilettantismus, der nur Öde und Leere schafft.

Jeder nur halbwegs Gebildete (seine per-
sönliche Veranlagung in den Vordergrund ge-
stellt) sollte auf irgend einem Gebiete Dilettant

sein. Ja, jeder Künstler sollte nebenbei Dilettant
sein, auch er würde durch diese wechselnde Be-
ziehung zur Kunst einer anderen als gerade von
ihm geübten Technik ein viel größeres Verständ-
nis entgegen zu bringen vermögen, damit auch
Würdigung der Werke der anders Schaffenden.
Seiner Hauptkunst würde er durch Rückstrahlung
mancher Erkenntnis aus diesem Neuen mehr
Inhalt, mehr Tiefe einhauchen können.

Wenn Juristen, Ärzte, Gelehrte, Militärs und
andere Berufsklassen den Dilettantismus in ihr
Privatleben hineinzögen, wie sehr würde ihr Be-
rufsleben daraus Arbeitsfreude und Gestaltungs-
trieb gewinnen. Könnten doch ihre Vertreter zu
etwa 20n/o zeichnen, malen oder modellieren,
schnißen oder ein Buch binden — welche große
Gemeinde würde dadurch der angewandten Kunst
als Auftraggeber zugeführt werden und nicht
minder dem eigentlichen Handwerk. Zwar arbeitet
uns die Jugend mit ihrem „Knabenhandfertig-
keits - Unterricht" damit in die Hände, aber der
Taten würden mehr, wenn die Kunst nicht immer
nur vom grünen Tisch, von der Kanzel, vom
Operationssaal, vom Pferd oder über die Retorte
hinweg beurteilt würde. Ein lebendiger Dilet-
tantismus vermöchte der Kunst eine starke
Resonanz zu geben. Wir wissen, daß der
Dilettantismus in den mittelalterlichen Klöstern
uns Handwerke und Künste bereitet hat!

Erst wer sich der Schwierigkeiten einer
Technik bewußt wird, gewinnt Schärjungs-
vermögen ihrer Werke. — o. sch.

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D Schutzengel.
11* Entwurf für
m Gfasmosaik.

, Rechter
■ Sciteiiiltnr.
n Wird nicht
ausgeführt.



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■ Evangelist
JJ Johannes.

■ Kuppel-

■ fenster.
Q Werk-

_■ Zeichnung;.



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199
 
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